Krankenversorgung für alle? In Paraguay weiterhin ein Traum

Wieviel Einwohner hat Paraguay und Wie heisst die Hauptstadt? Wussten Sie das? Ich nicht. Ich hatte das Land eher mal als besonderes Urlaubsziel im Kopf; dass es in medizinischer Hinsicht als Entwicklungsland einzustufen ist, war mir überhaupt nicht klar. Da hat Paraguay noch einen langen Weg vor sich, um im Gesundheitsbereich erfolgreich zu sein in der Annäherung an die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) zur Armutsbekämpfung bis 2015, auf deren Umsetzung sich die internationale Gemeinschaft im Anschluss an den Millenniumsgipfel im Jahr 2000 geeinigt hatte.

Wie aus einer Studie von Antonio Arba, Leiter des Instituts für Tropenmedizin in der Hauptstadt Asunción, hervorgeht, gehört Paraguay mit einer Kindersterblichkeit von 25 bis 30 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten zu den gesamtamerikanischen Schlusslichtern und wird nur noch von Haiti mit 60 pro 1000, Bolivien mit 55 pro 1000, Guyana und Guatemala mit jeweils 48 pro 1000 überboten. In Chile dagegen liegt sie bei 8 pro 1000 Lebendgeburten.

Somit wird es Paraguay kaum gelingen, die Kindersterblichkeit bis 2015 um zwei Drittel des Werts von 1990 zu senken. 1995 lag sie immer noch bei 30 pro 1000 Lebendgeburten. Ebenso geringe Fortschritte macht das Land beim Kampf gegen die hohe Müttersterblichkeit, der in den UN-Zielen festgeschrieben ist.

Für 10 000 Patienten im Schnitt vier Ärzte
Einer der Gründe für diese beklagenswerte Situation ist die mangelnde Infrastruktur. Aber Desiree Nasi, Vorsitzende des Paraguayischen Ärzterings, hält sie nur als Ausdruck dafür, dass der Gesundheitsbereich völlig unterfinanziert ist.

Paraguay gehört zu den gesamtamerikanischen Ländern, die mit 31 US-Dollar (etwa 20 Euro) pro Person am wenigsten für den Gesundheitssektor ausgeben. Schlechter schneiden nur noch Haiti mit zwölf US-Dollar (etwa 7,70 Euro) und Nicaragua mit 29 US-Dollar (etwa 18,70 Euro) ab.

Der Mangel an Investitionen geht mit einem Mangel an menschlichen Ressourcen einher. So stehen jeweils 10 000 Patienten ganze vier Ärzte und zwei Pflegekräfte zur Verfügung. "Wir sind das Land des amerikanischen Kontinents, das an viertletzter Stelle steht, was die Zahl der Ärzte angeht", berichtet Nasi. "Und das Defizit an Pflegekräfte ist so groß, dass wir nur noch von Haiti unterboten werden, wo auf 10 000 Patienten statistisch gesehen 1,1 Pfleger kommen." "Der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) zufolge sollten 1000 Bürgern acht bis zehn Krankenhausbetten zur Verfügung stehen. In Paraguay liegt das Verhältnis bei eins zu 1000", rechnet die Wissenschaftlerin Arbo vor. Doch das Stadt-Land-Gefälle fordert sein Tribut: So gibt es in der Hauptstadt Asunción sechs Krankenbetten pro 1000 Patienten, im 150 Kilometer entfernten Caaguazú jedoch statistisch nur 0,4.

Vergleichen Sie mal dazu die Situation in Europa.
Quelle: aerztezeitung.de