Uwe Tellkamp: Operieren ist gut - schreiben ist besser

Es scheint, hier hat jemand seine wahre Bestimmung gefunden. Denn mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet zu werden und ein Verkaufserfolg im Buchhandel zu werden ist ja schon ein beachtlicher Erfolg im Leben. Uwe Tellkamp, früher Unfallchirurg, hat das geschafft.

Tellkamp wurde 1968 in Dresden geboren. Nach dem Abitur verpflichtete er sich zum dreijährigen Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee der DDR, um einen der begehrten Studienplätze für Medizin zu ergattern. Er wird Panzerkommandant. Schon während dieser Zeit fiel er wegen "politischer Diversantentätigkeit" auf. Er las Gedichte von Charles Bukowski und Wolf Biermann und man erwischte ihn, vorerst ohne Konsequenzen.

Überall in der DDR protestierten die Bürger im Herbst 1989 gegen das herrschende Regime, auch in Dresden. Tellkamp erhielt den Befehl, mit seiner Einheit gegen die Oppositionellen auszurücken. Er verweigerte den Befehl. Sofort wurde ihm der Studienplatz entzogen und es ging “in den Bau”. Nach zwei Wochen Haft “durfte” er anschliessend als Hilfspfleger auf einer Intensivstation arbeiten.

Nach der Wende nahm er sein Studium wieder auf, erst in Leipzig, danach in New York, um schließlich nach Dresden zurückzukehren. Seine erste Station nach dem Examen war München, wo er als Arzt an einer unfallchirurgischen Klinik arbeitet. Aber seine zweite Liebe, die Schriftstellerei, litt unter seinem “Doppelleben”. Er schrieb "zwischen den Zeit-Verpflichtungen, auf Treppen, im Keller, an Urlaubstagen". Er wagte den Sprung, gab seinen Job auf und liess sich als Freier Schriftsteller nieder. Heute wohnt er mit Frau und Sohn in Freiburg im Breisgau.

Erste literarische Erfolge stellten sich schnell ein. 2002 erhielt er das Sächsische Staatsstipendium für Literatur, 2004 den Ingeborg-Bachmann-Preis, einen der begehrtesten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum. Sein 2000 erschienener Debütroman "Der Hecht, die Träume und das Portugiesische Café" war ein Flop, doch mit seinem zweiten Roman "Der Eisvogel" konnte er die Jury des Bachmann-Preises überzeugen. Dieses Jahr erhielt er gleich zwei bedeutende Auszeichnungen.

Wie schreibt so ein Mensch? Die Jury urteilte:"Diagnostizieren, ganz vorsichtig herantasten, abwägen, den Figuren beim Leben zusehen". Die Ironie ist ihm im Leben durch seine vorige Arbeit und somit auch beim Schreiben abhanden gekommen.

Wenn Sie neugierig geworden sind: Uwe Tellkamp: Der Turm. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2008. 976 Seiten. 24,80 Euro.
Quelle: aerztezeitung.de