Ein Baby so gross wie ein IPhone


Madeline Mann wurde 1989 in den USA geboren und wog bei ihrer Geburt (nach 26 Wochen Schwangerschaft) 280 g!!!!! Rumaisa wurde 2004 nach 25 Wochen geboren und brachte grad 260 g auf die Wage. Beide wurden am Loyola University Medical Center perinatal betreut, und beide waren damals weltweite Sensation. Es hagelte Fotos, Artikel – und Kritiken. Danach wurde es wieder still um die Sensationsbabys in Miniatur.
Doch die Sensation ist eigentlich eine andere: beide haben sich nämlich - entgegen aller Erwartungen - ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen normal entwickelt.

Die traurige Tatsache ist: die meisten Kinder mit extrem niedrigem Geburtsgewicht sterben, oder sie wachsen mit schweren Schäden auf wie zerebraler Lähmung, geistiger Behinderung oder Erblindung.
Vorteile für Mädchen
Die Mädchen hatten Vorteile, so die Ärzte, eben weil sie Mädchen sind. Weibliche Frühgeborene entwickeln sich häufig besser als Jungen. Und die Schwangerschaft war bei beiden Müttern relativ weit fortgeschritten. Vor der Geburt hatten die Schwangeren zudem Steroide eingenommen, was die Lungen und Hirne der ungeborenen Mädchen schneller reifen ließ. Der Grund für die frühen Geburten: beide Mütter hatten als Schwangere Präklampsie (eine Komplikation, die bei der Mutter Bluthochdruck auslöst). Wegen des verminderten Blutflusses in der Placenta kam es zu Wachstumsverzögerungen. Normalerweise hätten die beiden schon in der 18. Woche ihr Geburtsgewicht haben müssen.
Madeline hatte kaum Chancen auf ein Leben. Nach 122 Tagen Intensivstpflege auf der Frühgeborenenstation wurde sie entlassen mit einem Gewicht von etwas mehr als zwei Kilogramm, der Tag ihrer zweiten Geburt, sozusagen. Danach wurde es still um das kleine Ding.

Die kleine Rumaisa ihrerseits hat im Jahre 2004 den damaligen Rekord von Madeline noch mal getoppt: 260g Geburtsgewicht! Bei ihrer Mutter trat dasselbe schwere Gesundheitsproblem auf und das kleine Wesen verbrachte mehre Monate mit künstlicher Beatmung und verschiedensten Therapien, um ihr eine Chance zu geben.  
Nach 142 Tagen kam sie mit 2300g zu ihrer Familie.
Die Studie
Die betreuenden Ärzte  vom Loyola University Medical Center (Illinois, USA), wo beide Mädchen geboren und betreut wurden, entschieden irgendwann, die Geschichte der beiden ungewöhnlichen Fälle zu veröffentlichen. Mit drei Jahren, so stellte sich heraus, wiesen sie ihrem Alter angemessene motorische und sprachliche Fähigkeiten auf. Und auch in ihrem weiteren Lebenslauf entspricht ihre Entwicklung dem anderer  “normaler” Kinder.

Und das Erfreulichste ist: die heute 20-jährige Madeline ist Psychologiestudentin und auch Rumaisa besucht die normale Schule. Der einzige Unterschied zu ihren Altersgenossen ist ihr Gewicht und ihre Grösse.

Trotz aller Freude über diese Daten erkennen die Ärzte an, dass beide Fälle absolute Ausnahmefälle sind.  Zu ihren Gunsten hinsichtlich ihrer Entwicklung sprach z. Bsp. die Länge der Schwangerschaft. Das geringe Gewicht war “nur” eine Konsequenz der Krankheit ihrer Mutter. Und beide erhielten vor ihrer verfrühten Geburt eine Therapie, um ihre Chancen nach der Geburt zu vergrössern. Und beide waren eben Mädchen…

Deshalb sind diese beiden Fälle nicht mit anderen vergleichbar. Dennoch verweisen die beteiligten Ärzte auf die grossen Fortschritte, die in den letzten Jahren in diesem Bereich gemacht wurden und fordern eine neue Diskussion um die anzuwendenden Parameter im Thema Lebensfähigkeit von Föten.

Ein schwieriges und grossartiges Diskussionsthema… , wenn man sich das obige Foto von Madeline ansieht.