Honig gegen Bakterien


Das alte Hausmittelchen vom Löffel Honig, wenn es im Halse kratzt, oder ein Glas Milch mit Honig als alternatives Einschlafmittel wird jetzt wahrscheinlich ein Comeback auf anderem Wege erleben.

Inzwischen ist nämlich die Anwendung nicht mehr auf die Naturheilkunde beschränkt. Denn kanadische Forscher berichteten, dass sich medizinischer Honig etwa zur Behandlung bei chronischer Rhinosinusitis eignen könnte. Dieser Infekt klingt oft deshalb so schlecht ab, weil die Keime auf der Schleimhaut sogenannte Biofilme bilden, in denen sie für gängige Antibiotika schwer angreifbar sind. Honig dagegen schafft das: Selbst in einer solchen schützenden Schleimschicht wurden damit 60 bis 70 Prozent der für Nebenhöhlenentzündungen typischen Bakterien abgetötet. Eine solche topische Honig-Therapie wäre nach Meinung der Forscher ideal, denn sie ist leicht anwendbar, völlig ungiftig und kostengünstig.

Honig für krebskranke Kinder
Medizinischer Honig (besonders aufbereitet) wird bereits klinisch angewandt. Auf der Krebsstation der Universitäts-Kinderklinik Bonn setzen die Ärzte darauf, um krebskranke Kinder mit chronischen Wunden zu behandeln. Da das abgestorbene Gewebe schneller abgestoßen wird und die Wunde schneller heilt. sagte Sofka in einer Mitteilung der Universität. Der Verbandwechsel bereitet den Kindern weniger Schmerzen, weil sich die Umschläge leicht entfernen lassen, ohne neu gebildete Hautschichten zu verletzen. Und Honig nimmt auch unangenehme Gerüche.

Was wirkt denn da?
Lange Zeit war man sich nicht im klaren, welche Wirkstoffe im Honig das Wachstum von Keimen hemmen Viele Inhaltsstoffe wurden inzwischen nachgewiesen: Spuren der Vitamine C, B1, B2, B6, Biotin und Pantothensäure, die Mineralstoffe Kalium, Magnesium und Calcium sowie Spurenelemente wie Eisen, Kupfer, Mangan und Chrom. Doch chemisch betrachtet ist Honig nichts anderes als eine übersättigte Lösung aus rund 80 Prozent Zucker und 20 Prozent Wasser. Daher glaubte man lange, antibakteriell wirke der hohe Zuckeranteil, indem er den Keimen lebenswichtiges Wasser entziehe. Doch inzwischen wurde auch nachgewiesen, dass Honig, auf Wunden aufgetragen, dreimal besser wirkt als vergleichbare Zuckerlösungen.

Letztendlich wurde Wasserstoffperoxid im Honig als bakterizid entdeckt. Es entsteht in kleinen Mengen aus dem enthaltenen Zucker, und zwar durch das Enzym Glucose-Oxidase, das die Bienen ihrem Sammelgut über den Speichel zusetzen. Dieser Wasserstoffperoxid hat gegenüber dem aus der Apotheke einen grossen Vorteil: Da es im Honig ununterbrochen nachgebildet wird, reichen bereits geringe Mengen, um Wundbakterien zu töten, aber Hautzellen zu schonen.

Ausser dem Wasserstoffperoxid kamen die Forscher erst endlich noch Methylglyoxal, das ebenfalls durch Abbau von Zucker entsteht und sich als entzündungshemmend erwies. Ob es von den Pflanzen oder den Bienen stammt, ist ungeklärt. In heimischen Honigsorten kommen ein bis fünf Milligramm pro Kilogramm vor, im Honig z. b. des australischen Teebaums dagegen bis 800 mg.
Doch damit dürfte die Suche nach Bakteriziden im Honig noch lange nicht zu Ende sein, denn bisher wurden über 180 Begleitstoffe identifiziert.

Verwendung von handelsüblichem Honig
Als (Haus-)Mittel gegen Erkältungen, Magen-Darm-Beschwerden oder Halsschmerzen kann man ohne weiteres kommerziellen Honig verwenden. Allerdings sollte man ihn nicht über 40 Grad zu erhitzen, weil dadurch wirksame Enzyme zerstört werden. Kinderärzte empfehlen außerdem, Babys unter zwölf Monaten keinen Honig zu füttern wegen möglicher Clostridium-botulinum-Kontaminationen.

Quelle: aerztezeitung.de