Werkstatt statt Wartezimmer



Männer kümmern sich oft schlecht um sich selbst, zumindest in Sachen Gesundheit. Sie gehen ungern zum Arzt, ernähren sich ungesund und leiden bei Krankheit überdurchschnittlich.

Oft ignorieren Männer Erkrankungen und Verschleißerscheinungen, statt etwas dagegen zu tun. Sie zögern den Arztbesuch so lange hinaus wie nur irgend möglich und nehmen Vorsorgeuntersuchungen viel zu selten wahr. Das hat Folgen: Sie sterben fast sechs Jahre früher als Frauen (mit 75,6 statt 81,3 Jahren), meist an Herzinfarkt.

Woher kommt der Ärzteverdruss?
Laut einer Umfrage haben 87 Prozent der Herren Probleme mit langen Wartezeiten beim Arzt. "Männer warten lieber eine Stunde auf neue Reifen, als sich eine halbe Stunde ins Wartezimmer zu setzen", sagt Frank Sommer (40), Universitäts-Professor für Männergesundheit am UKE Hamburg und Buchautor ("Steh deinen Mann", Köselverlag). "Außerdem haben sie Angst vor einer schlechten Diagnose." Daran seien die Männer allerdings selbst schuld, so der Experte, denn Vorsorge sei besser als Nachsorge, und wer zu lange warte, bekäme dann eben auch unangenehme Nachrichten. Während Frauen nämlich auch ohne Beschwerden regelmäßig zum Gynäkologen gehen, treibt es Männer erst bei akuten Schmerzen zum Urologen.

Nur langsam scheint ein neues Gesundheitsbewusstsein zu entstehen. Sommer: "Inzwischen kommen Männer zu mir, die sich vorsorglich durchchecken lassen. Die wollen wissen, was sie tun können, um die nächsten zwanzig Jahre so fit zu bleiben wie sie sind. Das ist intelligent und erfreulich, aber kommt leider noch zu selten vor."

Erektionsstörungen können Herzinfarkt ankündigen
Dabei sind die typischen Männerkrankheiten bekannt und gut erforscht. Ganz oben auf der Liste stehen Erektionsstörungen. Nicht nur, weil sie den Mann an seiner empfindlichsten Stelle treffen, sondern vor allem, weil sie Vorboten für einen Herzinfarkt sein können. Und daran sterben laut Stiftung Männergesundheit jährlich 12 von 100 Männern.

An zweiter Stelle der Beschwerden stehen Prostatakarzinome, mit jährlich über 40.000 Neuerkrankungen in Deutschland die häufigste Tumorart des Mannes.
Auch Testosteronmangel ist ein großes Problem. Denn der kann zu Muskel- oder Knochenschwund, Müdigkeit oder Leistungsabfall führen. Durch die schleichende Abnahme des Hormons kann es auch zu nächtlichem Schwitzen oder anhaltender Depression kommen. "Männer bis zum 50. Lebensjahr sollten alle zwei Jahre, danach jährlich zum Haus- oder Männerarzt gehen, auch wenn sie keine Beschwerden haben", empfiehlt Sommer, "außerdem ab 40 oder 45 Jahren, je nach familiärer Vorbelastung, zur Prostata-Untersuchung, ab 50 Jahren zur Darmkrebsvorsorge".

Vorbeugen mit gesunder Ernährung
So wie Männer Autowerkstätten den Warteräumen beim Arzt vorziehen, mögen sie auch lieber Fleisch und scharf Angebratenes als Obst und Gemüse. "Das ist ein Riesenproblem", betont Sommer. "Die Vorliebe ist genetisch bedingt, und da Männer mehr Muskeln haben, brauchen sie auch mehr Protein. Doch im Gegensatz zum steinzeitlichen Jäger bewegt sich der Mann von heute viel weniger." Folge sind Übergewicht (vor allem ab dem 40. Lebensjahr) und Zivilisationskrankheiten. Der Experte empfiehlt seinen Patienten daher nach dem Motto "bunt ist gesund" (fünf Mal am Tag Obst und Gemüse), viel Wasser trinken und ausreichenden Schlaf. Rauchen sollte man(n) natürlich auch nicht, denn das ist schlecht für Lunge, Blase und Immunsystem, und kann sogar Erektionsstörungen herbeiführen. Außerdem wichtig für den modernen Mann: Ein regelmäßiges Fitnessprogramm mit zweimal 20 bis 30 Minuten Ausdauertraining und zweimal 15 Minuten Kraftübungen pro Woche. Auch Schrittzähler haben sich bewährt. Sommer: "Nach anfänglicher Ablehnung laufen inzwischen richtige Wettbewerbe in einigen Unternehmen. Wer am Ende des Tages die meisten Schritte auf seinem Zähler hat, gewinnt." Und zwar vor allem an Gesundheit.

Frauen sind die beste Medizin
Professor Sommer hat zu guter Letzt noch einen eher ungewöhnlichen Tipp: "Jungs, bleibt bei euren Frauen.! Die achten auf eure Ernährung und wissen immer, wann Arzttermine anstehen." So belegen Studien tatsächlich, dass Männer, wenn es um die Gesundheit geht, von ihren Partnerinnen profitieren. Witwer sterben beispielsweise früher als Witwen, weil sie nicht mehr von der Frau gepflegt werden. Und warum leiden viele Männer so sehr unter ihren Krankheiten? "Dafür gibt es keine wissenschaftliche Erklärung. Aber es liegt wohl hauptsächlich daran, dass Männer auch gerne mal umsorgt werden möchten", sagt Sommer. Während die Herren der Schöpfung auf dem Schlachtfeld, beim Sport und im Job immer ihren Mann stehen müssen, dürfen sie sich bei nach außen sichtbaren gesundheitlichen Problemen endlich mal fallen lassen. "Das hat absolut nichts mit Schwäche zu tun, sondern mit Stärke", betont der Experte. "Denn ein Mann, der sich um seine Gesundheit kümmert, lebt länger". Und: "Frauen kümmern sich gerne um ihren kranken Partner. Also sollte man ihnen die Freude auch nicht nehmen"

Quelle: Stern-online

(Anmerkung unsererseits: Sollten wir mal einen Raumduft mit Note „Autowerkstatt“ ausprobieren? Dann verschiebt sich vielleicht das Verhältnis männlich – weiblich zugunsten der ersten. Schliesslich sind wir ja eine kardiologische Praxis)