Sex nach Herzinfarkt ist ein Tabu - in der Arztsprechstunde

Mann oder Frau erleidet einen Herzinfarkt, wird behandelt und entlassen; startet brav in die Reha und sucht sich hinterher vielleicht sogar noch eine Sportgruppe für die Phase III. Dafür wird in Deutschland viel getan. Viele beginnen wieder mit der Arbeit und das Leben hat auch wieder einen Alltag. Mit dem Alltag sollten sich dann auch wieder alltägliche (oder wenigstens wöchentliche) Freuden wie Sex einstellen. Aber viele Patienten haben nach einem Herzinfarkt grosse Angst und schränken ihre sexuelle Aktivität deutlich ein und von sexueller Zufriedenheit bei Männern und schon gar nicht bei Frauen keine Spur. Durch frühzeitige Beratung in der Arztpraxis könnte es aber erheblich erleichtert werden, ein normales befriedigendes Sexualleben wieder aufzunehmen.

Nur sehr wenige Patienten sprechen aber von sich aus in der Praxis sexuelle Themen aktiv an; also liegt es wohl beim Arzt, das Thema Sex schon während der kardialen Rehabilitation anzusprechen und entsprechende, individuelle Empfehlungen zur Belastbarkeit im Rahmen der Trainingstherapie zu geben: Sex ist für stabile Herzpatienten nämlich ungefährlich und körperlich nicht belastender als das Reha-Training.

Von einer guten Beratung zu sexuellen Fragen und bei Bedarf Sexualtherapie profitieren die Patienten erheblich. Das ist in einer Studie bei 90 Männern unter 70 Jahren nach Herzinfarkt oder Bypass-Op belegt worden. Sechs Wochen nach dem Akutereignis waren 87 Prozent der Patienten der Interventionsgruppe wieder sexuell aktiv im Vergleich zu nur 50 Prozent in der Kontrollgruppe.

Ich wette, dass all diesen Menschen das Leben wieder noch viel mehr Freude macht. Deshalb, wenn der Arzt schweigt, springen Sie über Ihren Schatten und fragen Sie nach!