Armamputation per SMS

In Spielfilmen hat ja wohl jeder von uns schon mal die waghalsigsten (Eigen-)Operationen erlebt: Die Helden schneiden sich selbst mit Gewehrkugeln aus dem Bauch. Mancher Arzt wird sich an den Kopf fassen. In Kriegsfilmen, für diejenigen, die ihn nie selbst erlebt haben, sehen wir schreckliche Szenen von den Zuständen in Lazaretten und können uns kaum vorstellen, dass es sowas wirklich gibt. Was wir ja inzwischen kennen, sind computergesteuerte Operationen, bei denen der “Operateur” in New York den Patienten in Tel Aviv operiert, die immer sehr spektakulär sind und deswegen durch die Medien gehen.

Anders sieht es in Krisengebieten wie jetzt im Kongo aus. Der Chirurg David Nott von “Ärzte ohne Grenzen” rettete dort kürzlich einem 16-jährigen Jungen, der bei den Kämpfen lebensgefährlich verletzt wurde, das Leben, indem er ihm einen Arm amputierte, aber unter den unglaublichsten Umständen. Der Arzt hatte solch eine komplizierte Operation noch nie selbst ausgeführt, und schon garnicht unter den dort herrschenden Zuständen; erinnerte sich aber an einen früheren Kollegen aus der Gefässchirurgie in einem Londoner Krankenhaus - und dieser stand sofort bereit. Der Kollege schickte ihm SMS mit Anweisungen für die Notoperation, die der Dr. Nott im Kongo dann Schritt für Schritt ausführte.

Ohne die Operation, bei der das Schlüsselbein und das Schulterblatt entfernt werden mussten, wäre der Junge vermutlich umgekommen. Aber die Operation verlief glücklich und der Junge hat sich vollkommen erholt.
In Europa sind für Eingriffe dieser Art ja modernste medizinische Hilfsgeräte zur Hand und das entsprechende Personal. Aber im krisengeschüttelten Kongo musste der SMS-Arzt Nott mit ein wenig Ersatzblut und sehr dürftigen Vorrichtungen auskommen.
Freuen Sie sich mal wieder über die Zustände im Gesundheitsbereich, die wir hier in Europa haben.
Quelle: dpa