Bildungsmangel und Armut machen krank

Vor elf Jahren hatte die ”European Union Working Group on Socioeconomic Inequalities in Health” in Zusammenarbeit mit der Erasmus Universität in Rotterdam schon einmal eine Studie zum Einfluss von sozioökonomischen Faktoren auf Morbidität¹ und Mortalität² publiziert . Das Ergebnis im Klartext: Mangel an Geld und Bildung macht krank und verkürzt die Lebenserwartung.
Jetzt haben die Forscher die Studie in 16 Ländern wiederholt und die Unterschiede haben eher zugenommen. Am deutlichsten sind die Auswirkungen in Osteuropa. Männer mit niedriger Bildung in Tschechien, Polen oder Ungarn haben ein mehr als vierfach höheres Sterberisiko als Menschen mit hohem Bildungsstand. Am geringsten ist der Einfluss in Südeuropa.


Nimmt man den Beschäftigungsstatus als Grundlage, dann steigert die Zugehörigkeit zur sozial schwachen Schicht die Mortalität in keinem Land so stark wie in Finnland. In Südeuropa ist dieser Einfluss am geringsten. Hier sterben insgesamt weniger Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, auch wenn sie übergewichtig sind. Hinzu kommt, dass vor allem in Osteuropa mehr geraucht wird.

Der hohe Tabakkonsum in bildungsfernen und einkommensschwachen Schichten ist eine wesentliche Erklärung für die schichtspezifischen Unterschiede in der Mortalität. Aus der Studie entnimmt man, dass auf ganz Europa bezogen das Rauchen 22 Prozent der Unterschiede in der Mortalität bei Männern und sechs Prozent bei Frauen ausmacht. Ein weiterer Faktor für sozioökonomische Unterschiede in der Mortalität ist der Alkoholkonsum. Er erklärt europaweit elf Prozent der Unterschiede bei Männer und sechs Prozent bei Frauen. Doch in Osteuropa, wo vor allem unter Männern ein exzessiver Alkoholkonsum weit verbreitet ist, ist der Einfluss größer.

Der Anteil der schichtspezifischen Todesfälle durch Krankheiten wie Hypertonie oder Tuberkulose, der durch medizinische Behandlungen vermeidbar wäre, beträgt nach Einschätzung der Autoren nur fünf Prozent. Deutlich höher ist er allerdings in den baltischen Staaten, in denen es vor allem bei der Behandlung der Tuberkulose in den 90er-Jahren noch Defizite gab.

Was die Morbidität (in der Selbsteinschätzung der Bevölkerung) angeht, so sind die Auswirkungen der Einkommensunterschiede auf die Gesundheit in den skandinavischen Ländern am größten. Beim Einfluss der Erziehung ist dies nicht ganz so deutlich. Hier liegen die skandinavischen mit den osteuropäischen Ländern in etwa gleich auf. Sowohl in Skandinavien sowie in Osteuropa schätzen die Menschen in bildungsfernen Schichten ihre Gesundheit schlechter ein.

Deutschlands Situation ist im europäischen Vergleich recht günstig. In keinem anderen der untersuchten Ländern fühlen sich einkommensschwache Schichten in ihrer Gesundheit so wenig benachteiligt wie hierzulande. Das gleiche Ergebnis gilt für bildungsferne Gruppen.

QUELLE: aerzteblatt.de
Unabhängig von objektiven Daten oder subjektiven Einschätzungen - Wie sagt man doch: “Sich regen bringt Segen.”
(¹Morbidität: gibt die Krankheitshäufigkeit bezogen auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe an
²Mortalität: bezeichnet, meist in einem bestimmten Zeitraum, die Anzahl der Todesfälle, bezogen auf die Gesamtanzahl der Individuen oder der betreffenden Population)