Paracetamol auf Rezept

Ab dem 1. April 2009 dürfen Apotheker große Packungen Paracetamol wahrscheinlich nur noch auf Rezept ausgeben. Mengen mit mehr als zehn Gramm des Wirkstoffs sollen dann verschreibungspflichtig sein. Das sieht der Entwurf für eine Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums vor. Freiverkäuflich sind danach nur noch Packungen mit bis zu 20 Tabletten, bezogen auf die Standard-Dosierung für Erwachsene von 500 Milligramm. Der Grund sind neue Erkenntnisse über Nebenwirkungen, die durch eine Überdosis auftreten können.

Leberschäden
Zwar ist schon länger bekannt, dass große Mengen Paracetamol die Leber schwer schädigen. Die Fälle von akutem Leberversagen aufgrund von Medikamenten nehmen im Klinikalltag zu. Besonders häufig ist das gängige Medikament Paracetamol der Auslöser. Der Krankheitsverlauf ist dramatisch und führt in 80 Prozent der Fälle zum Tod - wenn kein Spenderorgan eingepflanzt werden kann.

Kombipräparate
Übersehen wird Experten zufolge zudem, dass auch einige Kombinationsmedikamente den Wirkstoff enthalten. Das birgt die Gefahr, das Mittel unbeabsichtigt zu hoch zu dosieren. Leberschäden sind nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände möglich, wenn man einmalig zehn bis 12 Gramm oder über einen längeren Zeitraum mehr als 7,5 Gramm Paracetamol täglich schluckt. Bei gelegentlichen Spannungs-Kopfschmerzen und bei leichter Migräne ist Paracetamol eine Alternative zur Acetyl-Salicyl-Säure (ASS), weil es meist besser verträglich ist. Die Dosis für Erwachsene liegt bei 500 Milligramm bis ein Gramm, höchstens aber vier Gramm pro Tag, bei Spannungs-Kopfschmerzen höchstens 1,5 Gramm pro Tag. Ärzte empfehlen, Paracetamol nicht länger als drei Tage einzunehmen und diese Höchstdosen einzuhalten.

Überdosis - Versehen oder Absicht?
Nicht nur die versehentliche Paracetamol-Vergiftung ist eine Gefahr. Vor allem die Überdosis mit Selbstmordabsicht hatte das Bundesgesundheitsministerium veranlasst, den Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu befragen. Dazu lieferten die Giftnotruf-Zentralen wichtige Informationen: Bei Fragen zu Vergiftungen bei Erwachsenen nahm unter allen Arzneimitteln Paracetamol den ersten Platz ein - mit großem Abstand. Ausgewertet wurden dazu die Anrufe aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in den Jahren 1997 bis 2005. Die Zentrale in Berlin registrierte 2005, dass Paracetamol mit neun Prozent das häufigste Arzneimittel bei Selbstmordversuchen mit Medikamenten war. "Eine Begrenzung der Packungsinhalte von oral anzuwendenden, verschreibungsfrei erhältlichen paracetamolhaltigen Arzneimitteln ist somit angezeigt", heißt es in der Verordnung.

Gültig ab 1. April 2009
Der Entwurf muss am 13. Juni den Bundesrat passieren. In Kraft tritt die Verordnung dennoch erst am 1. April 2009, um eine Übergangsfrist zu gewähren. Derzeit befinden sich noch Paracetamol-Präparate im Wert von 25 Millionen Euro im Umlauf, bezogen auf den Abgabepreis der Hersteller. In Deutschlands Apotheken wird Paracetamol bisher am häufigsten in Packungen mit 15 Gramm verkauft. Das entspricht 30 Tabletten. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es Größenbegrenzungen bei den Packungen. So sind etwa in Großbritannien seit 1998 die Packungen für Paracetamol gesetzlich auf 16 Einzeldosen je Packung zum freien Verkauf außerhalb von Apotheken und in Apotheken auf 32 Einzeldosen beschränkt.

Quelle: stern.de