Defibrillator im Haus rettet nur wenige Menschenleben

Externe Defibrillatoren (AED) werden in den letzten Jahren in den USA, aber zunehmend auch in Europa, an Orten bereit gestellt, an denen viele Menschen zusammentreffen, (z.B. Bahnhöfe, Flughäfen). Ihre Anwendung hat sich hier als sicher und effektiv erwiesen. Jetzt sollte untersucht werden, ob sich die Anschaffung solcher Geräte auch in Privatwohnungen von Risikopatienten lohnt.

An der Studie beteiligten sich weltweit 7001 Patienten (überwiegend aus angelsächsischen Ländern, einige wenige auch aus den Niederlanden und Deutschland), die aufgrund eines Vorderwandinfarktes gefährdet sind, jederzeit eine tödliche Kammerarrhythmie zu erleiden, deren Prognose aber nicht so schlecht war, dass die Indikation für einen internen Kardioverter-Defibrillator (ICD) bestand. Voraussetzung zur Teilnahme war, dass die Patienten mit einem Partner zusammenlebten, der bereit war, eine Reanimation durchzuführen. Diese Partner wurden angewiesen, im Fall eines Kollapses den Notarzt zu rufen und eine Laien-Reanimation zu beginnen. Jedes zweite Paar wurde mit einem Defibrillator ausgerüstet. Die Partner lernten das Gerät zu bedienen, und die Forscher erhofften sich eine deutliche Reduktion der kardialen Todesfälle.

Die Überraschung bei der Ergebnisanalyse war gross
Erste Überraschung: Die Zahl der Todesfälle war geringer als erwartet. Während der Studiendauer von 37 Monaten starben 470 Patienten. Die medikamentöse Behandlung der Patienten war wesentlich effektiver, als die Forscher angenommen hatten.

Zweite Überraschung: Die Patienten starben keineswegs immer am Herzstillstand. Nur jeder dritte Todesfall wurde von den Untersuchern später als vermutliche Folge einer kardialen Tachyarrhythmie gedeutet. Von diesen 160 Todesfällen traten 117 zu Hause auf.

Dritte Überraschung: Der Lebenspartner war nur in jedem zweiten Fall anwesend. Und nur in 32 Fällen wurde dann der AED auch genutzt. Er detektierte in 15 Fällen ein Kammerflimmern. Bei 14 Patienten wurde eine Defibrillation ausgelöst, die in jedem Fall eine Kardioversion schaffte. Vier Patienten überlebten das Ereignis langfristig. Diese Erfolgsrate von 28,6 Prozent lag damit höher als die zu erwartenden Zwei bis sechs Prozent Überlebenschancen nach einer konventionellen Reanimation. Nebenbei bemerkt wurde der AED in sieben Fällen bei Nachbarn oder Freunden eingesetzt, von denen zwei langfristig überlebten.

Fazit: ein häuslicher AED kann sicherlich in Einzelfällen lebensrettend sein. Doch ob sich die Anschaffung lohnt, ist eine andere Frage. Das in der Studie eingesetzte Gerät (HeartStart Home Defibrillator von Philipps) darf in den USA frei verkauft werden (andere Produkte sind nur über Rezept zu erhalten). Es kostet etwa 1.300 US-Dollar und liegt damit weit über der psychologischen Schwelle von 500 US-Dollar, ab der US-Verbraucher für den Kauf erwärmt werden könnten. Da die Ausrüstung der Wohnungen mit Defibrillatoren die Gesamtsterblichkeit gegenüber einer alleinigen Laien-Reanimation nicht gesenkt hat, dürfte sich eine Kosten-Effektivität nur schwer nachweisen lassen. Die Forscher raten dazu, die Ressourcen lieber in anderen Bereichen wie der Krankheitsprävention zu investieren.

Quelle: aerzteblatt.de