„High-heels“ gegen Inkontinenz?

Stöckelschuhe schmerzen an den Füßen, sorgen dafür, dass Frauen stolpern oder umknicken. Dass Füsse und Rücken leiden, ist langhin bekannt. Fazit: Sie sind unbequem und als haltungsschädigend verschrien.
Und trotzdem werden sie allerorts getragen. Denn Sandaletten mit Pfennigabsatz und Pumps wirken sexy und verleihen Selbstbewusstsein. In Italien, dem Land der Schuhe schlechthin, hat nun die junge Urologin Maria Cerruto von der Universität Verona Erstaunliches festgestellt: Das Tragen von hohen Absätzen bringt nicht nur schädliche Nebeneffekte mit sich. Ihre überraschende Entdeckung: Stöckelschuhe können aktiv die Beckenbodenmuskulatur stärken.

Unter anderem kann sich eine gut trainierte Muskulatur im Unterleib positiv auf das Sexualleben auswirken. "Stöckelschuhe verbessern den weiblichen Orgasmus!", folgerten italienische und britische Zeitungen prompt. "Aber um diesen Aspekt zu erforschen, haben wir unser Projekt nicht begonnen", betont Cerruto. "Wir möchten hingegen Frauen helfen, die unter Inkontinenz leiden."


Vor allem Frauen betroffen
Nach Angaben des deutschen Statistischen Bundesamtes ist unkontrollierter Harnverlust ein weit verbreitetes Problem, unter dem speziell ältere Menschen ab 70 Jahren und vor allem Frauen leiden. Es können aber auch junge Menschen von der psychisch belastenden Krankheit betroffen sein. Die Fähigkeit, die Blase zu kontrollieren, hängt mit der Beckenbodenmuskulatur zusammen. Diese kann zum Beispiel durch Schwangerschaften und häufiges Sitzen geschwächt werden, so dass man sie nicht mehr ausreichend anspannen und den Harndrang unterdrücken kann. Regelmäßige Kräftigungsübungen schon im jungen Alter und nach einer Geburt verringern das Risiko einer späteren Inkontinenz. Anders verhält es sich allerdings, wenn die Krankheit durch eine Operation, einen Unfall oder Medikamente ausgelöst wurde.


Für Cerrutos Studie mussten sich Frauen unterschiedlichen Alters mit verschieden hohen Absätzen an den Füßen auf eine Vibrationsplatte stellen. Elektronisch wurde dann die Aktivität der Muskulatur im Becken gemessen. Dabei wurde festgestellt, dass der Beckenboden sich bei etwas höherem Schuhwerk entspannt und die Muskulatur gestärkt wird. Sowohl bei gesunden, als auch bei bereits von der Krankheit betroffenen Frauen konnte eine Verbesserung der Anspannungsfähigkeit festgestellt werden.

Fünf Zentimeter
Entscheidend ist hierbei der Winkel, in dem sich der Fuß durch den Absatz vom Boden abhebt, und der je nach Schuhgröße unterschiedlich ist. "Wir sprechen hier nicht von außergewöhnlich hohen Schuhen, sondern bei den meisten Menschen von etwa fünf Zentimetern", erklärt Cerruto. Dies sei jedoch völlig individuell, fügte sie hinzu. Das Projekt steckt allerdings noch im Anfangsstadium. Darüber, ob das alleinige Tragen von Absätzen einer betroffenen Frau Abhilfe verschaffen kann, kann Cerruto bisher noch keine Auskunft geben. "Als nächsten Schritt wollen wir nun genauer erforschen, wie sich unsere Resultate auf das Alltagsleben umsetzen lassen."Die 34-jährige Urologin hatte ihre bisherigen Ergebnisse im Januar im einem Leserbrief an die medizinische Fachzeitschrift "European Urology" vorgestellt. Der Brief war als Antwort auf einen im Oktober in der britischen "Daily Mail" erschienenen Artikel gedacht, demzufolge hohe Schuhe bei Frauen Schizophrenie verursachen könnten. Die Medizinerin war geschockt. "Wie andere Frauen mag ich hohe Schuhe, auch wenn sie manchmal unbequem sind", schreibt Cerruto in ihrem Leserbrief. Also habe sie versucht, etwas Gesundes an ihnen festzustellen.
Quelle: Stern.de (Februar 2008)

Wer finanziert solche Studien? haben wir uns in der Praxis gefragt; aber: frau / bloggerin freut sich über das Ergebnis. Endlich habe ich mal ein handfestes Argument an der Hand für den übermässigen Gebrauch dieses Schuhwerks.