Wieso ist rauchen überhaupt ungesund?

Das magische Auge:
Unser Vorschlag als warnender Aufdruck auf die Zigarettenpackung:

Im Rauch einer Zigarette befinden sich über 4700 Substanzen, die zum Teil stark krebserregend oder zumindest giftig sind, darunter Benzol, Formaldehyd, Cadmium und Blei. Bei einem Konsum von beispielsweise zehn Zigaretten pro Tag nimmt die Lunge in zehn Jahren etwa ein Pfund Teer auf. Der verklebt die Flimmerhärchen der Bronchien und verringert so die Selbstreinigungskraft der Lunge. Rauchen beschleunigt zudem die Herzfrequenz und verengt die Blutgefäße. Der Blutdruck steigt, der Körper wird schlechter durchblutet, die Hauttemperatur sinkt. Wunden heilen schlechter – auch bei Passivrauchern –, die Potenz schwindet. Die Zigarette zum Glas Wein ist besonders ungesund: Alkohol löst die krebserregenden Stoffe und beschleunigt so ihre Aufnahme ins Blut. Ungeraucht kann übrigens schon eine einzige Zigarette tödlich sein, zumindest wenn ein Kind sie isst. Denn die Nikotindosis in der Zigarette ist mit rund 12 Milligramm viel höher als auf den Packungen angegeben. Dort steht nur, wie viel Nikotin im Rauch enthalten ist.

Sind Pillen die neuen Wundermittel?

Die neuen Hoffnungsträger sind Medikamente, die in die Gehirnchemie eingreifen. Champix, seit dem Frühjahr auch in Deutschland erhältlich, schlägt das Nikotin mit seinen eigenen Waffen. Der Wirkstoff Vareniclin besetzt die Rezeptoren, an denen das Nikotin andockt. Rauchen bringt anschließend keinen Genuss mehr. Champix-Patienten haben eine dreimal höhere Chance, nach einem Jahr rauchfrei zu sein. Damit schlägt Champix den Wirkstoff Bupropion, der als Antidepressivum Zyban im Handel ist und die Erfolgschancen »nur« verdoppelt.

Zyban hilft wohl deswegen beim Aufhören, weil Nikotin auch eine leicht antidepressive Wirkung zugeschrieben wird. Diese ersetzt das Medikament. Wer Angst vor einer Gewichtszunahme hat, könnte zu dem Wirkstoff Rimonabant greifen, der unter dem Namen Acomplia in Deutschland zur Behandlung von Übergewicht zugelassen ist. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Jahr nicht mehr zu rauchen, ist mit Rimonabant eineinhalb Mal größer als ohne. Es greift in das körpereigene System ein, das den Energiestoffwechsel mitreguliert. Bei langjährigen Rauchern kann es ständig übererregt sein. Rimonabant besetzt bestimmte Rezeptoren und bringt es wieder in den Normalzustand. Übergewichtige Raucher nahmen damit sogar ab.


Bei allen Medikamenten muss man teils schwere Nebenwirkungen in Kauf nehmen:

Rimonabant kann Depressionen oder gar Selbstmordgedanken auslösen und wurde in den USA gar nicht erst zugelassen. Vareniclin verursacht während des Gebrauchs häufig Übelkeit, und viele Patienten klagen nach dem Absetzen über Depressionen.


Welche Methoden kann man sich sparen?

Viele Raucher glauben, der Umstieg auf Zigaretten mit geringerem Teer- und Nikotingehalt würde ihnen das Aufhören erleichtern. Tatsächlich ist laut einer Studie der University of Pittsburgh die Wahrscheinlichkeit aufzuhören für Light-Raucher nur halb so hoch wie für Raucher normaler Zigaretten. Zudem inhalieren Light-Raucher tiefer, weshalb sie häufiger an einer besonders schlecht behandelbaren Krebsart der tieferen Lungenabschnitte erkranken.


Auch das schrittweise Aufhören bleibt oft nur ein guter Vorsatz. Wer seinen täglichen Konsum von 20 auf 10 Zigaretten senkt, reduziert zwar sein Lungenkrebsrisiko um mehr als zwei Drittel.


Sinnvoller ist es laut Experten allerdings, einen Tag festzulegen, an dem die letzte Zigarette geraucht wird. Keine Nachweise fand man dafür, dass Hypnose oder Akupunktur beim Aufhören helfen. Letztere ist jedoch wohl »besser als nichts«.
aus: ZEIT Wissen 05/2007