Dr. Vorbild



Forscher aus Vancouver und Tel Aviv haben bei 1488 Ärzten der Primärversorgung und ihren knapp 1,9 Millionen Patienten die Adhärenz bei empfohlenen Präventions-Maßnahmen untersucht (CMAJ 2013; online 8. April).

Analysiert wurden dabei Daten der größten Krankenversicherung Israels zu Mammografie, Hämokkult oder Koloskopie, Bestimmung von LDL und Blutdruckmessung sowie Impfungen (Influenza, Pneumokokken).

Das Alter der teilnehmenden Ärzte war 32 bis 66 Jahre, etwas mehr als die Hälfte waren weiblich, knapp acht Prozent rauchten und der mittlere BMI betrug fast 27.

Ergebnis: Patienten nahmen an den Präventionsmaßnahmen deutlich häufiger teil, wenn ihr Arzt diese ebenfalls befolgten.

Der Unterschied zwischen Patienten von adhärenten und nicht adhärenten Ärzten war für jede der erfassten Vorsorgemaßnahmen signifikant.

Besonders deutlich zeigte sich die Differenz bei der Influenza-Impfung: 49,1 Prozent der Patienten von geimpften Ärzten, aber nur 43,2 Prozent von nicht geimpften Ärzten hatten sie erhalten.

Auch beim Impfverhalten zu beobachten

Ein ähnliches Arzt- und Patientenverhalten gab es auch bei miteinander in Zusammenhang stehenden Maßnahmen. Ob ein Arzt gegen Influenza geimpft war oder nicht, wirkte sich zum Beispiel auch auf die Häufigkeit von Pneumokokken-Impfungen bei den Patienten aus.

Dagegen blieb das Verhalten der Ärzte ohne Einfluss auf das der Patienten, wenn es um Vorsorgeangebote ohne inhaltlichen Zusammenhang ging, etwa Influenzaimpfung und Koloskopie.

Die Inanspruchnahme der Mammografie wurde dementsprechend durch das Geschlecht des Arztes beeinflusst.

Bei Ärztinnen, die das Angebot wahrnahmen, taten dies 69,5 Prozent ihrer Patientinnen ebenfalls. Bei Ärztinnen ohne Screening-Teilnahme waren es nur 66,7 Prozent der Frauen - ebenso viele wie bei den männlichen Kollegen.

Die Studienautoren um Dr. Erica Frank von der Universität Vancouver meinen daher, dass es "im Präventionsverhalten mancher Ärzte noch Spielraum für Verbesserungen gibt".

Solche Verbesserungen zu fördern, würde sich in doppelter Hinsicht lohnen: "Wir sollten das Präventionsverhalten von Ärzten verbessern, weil auch die Gesundheit der Patienten davon erheblich profitieren würde."

So hilft Schlaf gegen Übergewicht



Wer zu wenig Schlaf bekommt, hat einen erhöhten Energieverbrauch, mehr Appetit und nimmt in der Folge mehr zu als ausgeschlafene Menschen. Im Kampf gegen Adipositas könnte sich eine Anleitung der Patienten für einen gesunden Schlaf auszeichnen.

Dass Schlafmangel ein Risikofaktor für Gewichtszunahme und Adipositas ist, konnte in den vergangenen Jahren in mehreren Studien belegt werden. Unklar blieb bislang, wie genau unzureichender Schlaf das Risiko erhöht.

Wissenschaftler um Dr. Rachel R. Markwald an der Universität von Colorado in Boulder prüften deshalb in einer Studie über zwei Wochen, wie groß der Energieverbrauch über 24 Stunden bei Schlafmangel und bei normaler Schlafdauer über neun Stunden ist (PNAS 2013; online 11. März).
Zudem schauten sie, wie sich die Nahrungsaufnahme ad libitum auf die Energiebilanz auswirkt.

Energieverbrauch ermittelt

Insgesamt 16 gesunde und schlanke Probanden nahmen an der Studie teil, in der der Energieverbrauch über 24 Stunden quasi mithilfe eines "Ganzraumkalorimeters" bestimmt wurde.

In diesem Raum ließen sich die von jedem Probanden verbrauchte Sauerstoffmenge und die ausgeatmete Kohlendioxidmenge exakt bestimmen.
An den ersten drei Tagen der Einführungsphase durften alle Teilnehmer neun von 24 Stunden schlafen und so viel essen, dass sie ihr Gewicht hielten. 

Danach durfte die eine Hälfte der Patienten fünf Tage lang weiterhin neun Stunden pro Nacht schlafen, die andere Hälfte dagegen nur fünf Stunden, dann wurde das Licht eingeschaltet.

Alle Teilnehmer erhielten große Mahlzeiten, sie konnten zudem essen, so viel sie wollten, auch kleinere Snacks zwischendurch, etwa Kartoffelchips, aber auch Obst und Joghurt. Nach diesen fünf Tagen wurde der Schlaf-Wach-Rhythmus zwischen den beiden Gruppen gewechselt.

Wie die Wissenschaftler berichten, lag der Energieverbrauch in der Gruppe mit Schlafmangel nach der Eingewöhnungsphase mit neun Stunden Schlaf pro 24 Stunden um 5 Prozent höher als in der Gruppe mit normaler Schlafdauer.
Gleichzeitig nahmen sie etwa 6 Prozent mehr Kalorien auf, vor allem dadurch, dass sie nach dem Abendessen etwa bei Kartoffelchips und Snacks nochmal zuschlugen - das allein machte schon 42 Prozent der zusätzlich verspeisten Kalorien.

Zum Beispiel stieg der Verzehr an Kohlenhydraten von täglich 360 ± 107 auf mehr als 390 ± 114 Gramm in der Gruppe mit Schlafmangel.

Neuropeptid Orexin im Fokus

Die Probanden in der Gruppe, die nach dem Schlafmangel wieder neun Stunden pro Nacht schlafen durften, aßen überraschenderweise in der Phase mit normalem Schlaf weniger.

Sie nahmen vor allem weniger Fette und Kohlenhydrate zu sich und verloren leicht an Gewicht. Insgesamt nahmen dagegen die Teilnehmer in der Phase mit Schlafmangel durchschnittlich um 0,82 kg an Körpergewicht zu.

Warum die Teilnehmer bei Schlafmangel mehr aßen, ist bisher unklar. Eigentlich signalisierten die Zunahme der Blutspiegel von Leptin und des PYY-Hormons sowie die Abnahme des Ghrelinspiegels, dass die Energiespeicher gefüllt sind.

Die Wissenschaftler sehen eine Erklärung unter anderem darin, dass der Spiegel des für den Schlaf-Wach-Rhythmus erforderlichen Neuropeptids Orexin (Hypoketin) im Gehirn bei Schlafmangel steigt.

Es reguliert unter anderem den Appetit. Markwald und ihre Kollegen halten es für sinnvoll, auch aufgrund der Ergebnisse ihrer Studie in Programmen für Patienten zur Vermeidung von Übergewicht den Aspekt Schlafgesundheit zu berücksichtigen.

In klinischen Studien sollte nun geprüft werden, ob der Parameter "Schlafdauer" geeignet ist, Gewichtsveränderungen zu kontrollieren.


Quelle: arztezeitung.de