Schulsport? Gääähn!!!!!



 Können Sie noch auf einem Bein stehen und dabei das 1x1 aufsagen?
Konnten Sie vor Ihrem 10. Lebensjahr schwimmen?
Wie sieht es aus mit Handstand? Rolle rückwärts?
Vielleicht haben Sie solche oder ähnliche Ubungen seit Ihrer Schulzeit gar nicht mehr gemacht. Oder aber Sie spielen doch noch immer gelegentlich Fussball oder laufen und laufen und laufen, wie ja immer grössere Teile der Bevölkerung.
In diesem Fall sind Sie nicht die Zielgruppe dieses Artikels und auch nicht die Problemgruppe der Zukunft.
Aber vielleicht kennen Sie Ihre Enkel, Kinder, Ehepartner nur noch sitzend: vor dem PC, hinter dem Steuer, auf dem Sofa. Dann werden diese lieben Angehörigen leider mit zu grosser Wahrscheinlichkeit ein (gesundheitliches) Problem haben. Und Verantwortliche aller Schattierungen suchen verzweifelt nach Ideen, wie Sie mehr oder weniger freiwillig all diese Menschen in Bewegung bringen.
Der Schulsport steht dabei immer im Brennpunkt. Zu meiner Zeit war er meistens langweilig, fand in eiskalter Halle statt oder war auch schon allein wegen der Klamotten, die uns zur Verfügung standen, schon völlig uncool. Aber wir haben ihn durchgezogen. Da gab es also schonmal ein bisschen Bewegung. Dann gab es oft noch den Schulweg per Fahrrad und schwups waren es Stunden, die man pro Woche aktiv war. Unfreiwillig fast.
Das ist heute alles anders: und der Schulsport muss dennoch genau gegen die Tendenz zum allgemeinen Bewegungsmangel gegenhalten. Um das Interesse zu wecken bei einer Generation, die Bewegung nur noch vom Bildschirm kennt, lassen sich Lehrer und Wissenschaftler inzwischen was einfallen:
Anreiz aus Paris:
Was 007 im Dienste Ihrer Majestät oder algerische Einwanderer in Paris können, kann auch für Schüler Trend werden: Parkour, ein Sportimport aus Pariser Vorstädten. Die Idee ist, sich so effizient wie möglich durch die Stadt zu bewegen. Mülleimer werden übersprungen, auf Mauern wird balanciert, an einer Wänd versucht man hochzuspringen. Da kann man vieles davon auch in der Sporthalle trainieren mit Matten, Reck und Kasten. Und der alte Schwebeballken wird auch mal wieder aufgestellt.

Jeder kann dabei mitmachen, weil man behutsam starten und die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen lernen kann. So ein Trend kommt bei allen an, so die Erfahrung der unterrichtenden Lehrer. Und wenn’s dann soweit ist, geht es auch raus in das wahre Leben, in die wahre Stadt.
YOUTUBE als Quelle:
Ebenso angesagt wie Parkour sind inzwischen auch “Disziplinen“ wie Jumpstyle.
Neben Kondition ist beim Tanzen auch die Kreativität gefordert und das macht vielen Spass. Eben öfter mal was Neues. Und die Arbeit, sich Choreographien auszudenken, schweisst die Schüler zusammen, ein positiver Nebeneffekt.

So gehören inzwischen auch Skaten und Slacklinen (da musste ich mich erstmal selbst auf youtube schlaumachen) zu den Sportdisziplinen, die in Schulen immer häufiger Einzug halten und etwas cooler sind als Handstand, Rolle rückwärts und Brennball.
Die Verletzungsgefahr ist nicht höher
Sportwissenschaftler begrüssen Trendsport in der Schulhalle. Fast jedes Lernziel lasse sich damit abwechslungsreich angehen. Ausserdem fördert das Lernen neuer Bewegungen auch die Intelligenz. Die Verletzungsgefahr hat sich als nicht höher als in klassischen Sportarten erwiesen. Und wer mit der entsprechenden Ausrüstung und Fallübungen startet, kann fast jegliches Risiko ausschliessen.

Das alles klingt zu schön! Fast möchte man wieder dabei sein. Bleibt nur zu hoffen, dass die Trends, die heute angesagt sind und die Leute vom Hocker reissen könnten, nicht die gefühlten 20 Jahre brauchen, um im Schulalltag wenigstens ansatzweise umgesetzt werden zu können.