Inszenieren Sie Ihren virtuellen Tod - Leben Sie Ihr Ende von web 2.0

Sagen Sie mal, wann haben Sie das letzte Mal mit Ihren Kumpels einen gemütlichen Abend verbracht? Wann das letzte Mal Ihre Freunde eingeladen, irgendwas gemeinsam zu unternehmen? Vielleicht sind Sie auch einer von denen, die ihr soziales Netz eigentlich nur noch virtuell pflegen, sprich das berühmt-berüchtigte web 2.0 leben. Vielleicht geht Ihnen das aber auch schon wieder auf die Nerven: ständig Foren, Facebook, twittern…

Künstler aus Rotterdam haben sich dazu Gedanken gemacht und eine Lösung entwickelt zu dem ganz aktuellen Problem: Wie stirbt man den virtuellen Tod? Soll heissen, wie komme ich würdevoll aus den ganzen sozialen Netzwerken wieder raus und lebe mein Leben wieder ganz “echt”. Dazu loggt man sich auf suicidemachine.org ein und kann sich nach Eingabe des jeweiligen Passwortes mit ein paar Klicks aus Netzwerken wie Twitter oder Myspace verabschieden und damit den "Suizid im Web.2" vollziehen, wie es auf der Hompepage heißt.

Das Angebot richtet sich an all jene, die eben dieses wollen: ihr richtiges Leben reaktivieren, um “reale” Menschen wie Nachbarn und Freunde wiederzutreffen - sich aber mit einer dem Web 2.0 entsprechenden Würde von ihren virtuellen Freunden verabschieden möchten. Wenn man will, kann man auf der Seite sogar noch ein paar "letzte Worte" hinterlassen, die auf einem digitalen Friedhof nachzulesen sind.

Es scheint ein Bedarf an solchen virtuellen Begräbnissen und Friedhöfen zu bestehen: ein paar Hundert Leute haben sich bereits das virtuelle Leben genommen: Die letzten Botschaften an ihre twitter-freunde sind eindeutig und eindeutig tiefgründig: "Es hat sich ausgezwitschert".

Also, so schwer geschädigt fühl ich mich noch nicht durch all diese Netzwerke, die ich nur zum Teil und auch nicht tagefüllend nutze. Im Gegenteil, noch empfinde ich es in meiner mallorquinischen Enklave als regelrechte Bereicherung. Wahrscheinlich ist eben - wie immer - ein goldener Mittelweg die ideale Lösung. Das ist aber nun mal ein uraltes, somit stinklangweiliges Prinzip - und deshalb zieht es heute auch nicht mehr so richtig.

Ansonsten finde ich die Initiative genial! Wir lieben es doch heute, sogar unseren alltäglichsten Alltag in Szene zu setzen. Da ist der virtuelle Friedhof doch nur eine logische Konsequenz.

Also, wenn es Ihr Fall ist: hören Sie auf mit online-pokern und laden Sie Ihre Freunde zum Skatabend - am besten mit Erdnussflips und Bier! So wie früher, als wir alle noch jung und schlank waren....

Quelle: aerztezeitung.de