Flipper ist ein Individuum


Den guten alten Flipper kennt wohl noch fast jeder; dass seine Leistungen aber keine Filmtricks aus dem Hollywood der 60-er Jahre waren, konnte durch viele Forschungen über Jahrzehnte hindurch endlich bewiesen werden. Und das hat Konsequenzen, die einen nicht kaltlassen.

Nun ist es tatsächlich soweit: wir müssen umdenken. Auf dem Erdball gibt es noch mindestens ein Wesen, dass uns Menschen vergleichbar oder sogar ebenbürtig ist!

Den letzten Schluss erbrachte kürzlich die US-Forscherin Dr. Lori Marino von der Emory Universität in Atlanta. Sie analysierte die graue Masse von drei Großen Tümmlern (Tursiops truncatus): Gemessen an ihrer Größe haben Delfine etwas weniger Hirnmasse als der Mensch.

Aber dafür ist ihr Hirn stärker gefaltet und hat eine größere Oberfläche, eine Eigenschaft, die die fehlende Masse wettmachen könnte. Die Faltung betrifft die Neocortex, eine Hirnstruktur, die komplizierte Denkvorgänge und das Selbstbewusstsein steuert. Keine andere Art der Welt hat ein so gewundenes Gehirn wie Delfine.

Menschenaffen auf dem 3. Platz
Bei dem "Wettrennen" um die höchste Intelligenz steht jetzt zumindest ein "Verlierer" fest. Die Menschenaffen: Schimpansen und Gorillas fallen im Vergleich zu Tümmlern und anderen Delfinen deutlich zurück, denn das Affenhirn ist nur doppelt so groß wie das durchschnittliche Hirn von anderen Tieren dieser Größe. Dagegen ist das Hirn der Delfine fünfmal größer, als bei ihrem Körper zu erwarten wäre. Der Mensch besitzt im Vergleich zu Tieren ähnlichen Gewichts sogar die siebenfache Hirngröße. Auch in Bezug auf die Struktur und andere Merkmale des Hirns bleibt den Menschenaffen nach den jüngsten Erkenntnissen vom Delfin nur ein weit abgeschlagener Platz drei.

Was bedeutet das? Sie haben positive und negative Empfindungen, Emotionen, Selbstbewusstsein und sind in der Lage, ihr Verhalten zu steuern. Delfine erkennen einander und begegnen sich mit Respekt, sogar mit offener Zuneigung. Sie nehmen sich im Spiegel wahr ( außer ihnen können das nur Menschen und Menschenaffen); sie gehen analytisch und planmäßig vor und lösen komplexe Aufgaben. Und vor allem haben sie die Fähigkeit, körperlich und gefühlsmäßig intensiv und lang anhaltend zu leiden.

Das hat Konsequenzen: für uns Menschen, die "Krone der Schöpfung", bedeutet dass, anzuerkennen, dass den Delfinen, die diese Fähigkeiten im Verlauf ihrer fast 60 Millionen Jahre langen Evolution ebenfalls erworben haben, ähnliche Rechte zustehen, wie wir sie für uns beanspruchen. Abgeschafft gehörten dann die beliebten Tiershows, wo Delfine "wie Sklaven" vermarktet werden; abgeschafft gehörte auch die Jagd von Hunderttausenden Delfinen im östlichen Pazifik, abgeschafft gehörten dann Delfine als Eigentum irgendwelcher Organisationen. Und sie müssten mit Achtung behandelt werden.

Eine grosse, sehr grosse Aufgabe, die sich da den Menschen stellt! Und nach Meinung der Wissenschaftler eine Chance, eine neue Ehtik zu entwickeln, die "eine Wende in dem Verhältnis von Homo sapiens und anderen intelligenten Arten auf unserem Planeten herbeiführt".

Also, mich beeindruckt das schon ziemlich. Stellt sich doch jetzt auch heraus, dass wir nicht allein sind im Universum, nicht einmal auf "unserem" Planeten. Fragt sich nur noch, ob die Delfine uns auch als "intelligente Wesen" ansehen und mit uns Verständigung aufnehmen wollen.

Ich glaube, eher nicht, sonst hätten sie es schon längst getan!
Quelle: aerztezeitung.de