"Sumo-Säuglinge"


In Köln kam ein 5,7 Kilo schwerer Säugling zur Welt. Ein anderes Baby wurde kürzlich mit immerhin 4500 Gramm geboren - rund 1000 Gramm mehr als durchschnittlich. Auch in anderen Ländern ist diese Tendenz zu beobachten. Ein fast acht Kilo schweres Riesenbaby sorgte 2007 in Mexiko für Aufregung. Anfang 2008 brachte in Russland ein neugeborener Junge 6,1 Kilo auf die Waage, bei einer ungewöhnlichen XXL-Länge von 63 Zentimetern. In Polen kam ein Sieben-Kilo-Baby zur Welt. Eine risikoreiche Tendenz!


Jede vierte Schwangere in Deutschland ist “zu alt” oder ”zu dick”
Inzwischen ist schon jede vierte Schwangere in Deutschland 35 Jahre und älter, ebenfalls etwa jede vierte Schwangere ist zu dick, was aus medizinischen Gründen bedenklich ist. Für diese zukünftigen Mütter steigt das Risiko, in der Schwangerschaft einen Diabetes zu entwickeln, was die Wahrscheinlichkeit eines Riesenbabys erhöht, wie Professor Klaus Vetter, Vize-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), erklärt. Und: Schwangerschaftsdiabetes gehört zu den häufigsten Komplikationen einer werdenden Mutter.


Gesunde dicke Babys – kranke Erwachsene
Viele dieser Riesenbabys sind erstmal kerngesund. Aber durch die sogenannte “fetale Makrosomie” können sich später gesundheitliche Schäden ergeben. "Makrosome Kinder bekommen zu viel Insulin, das ist ein Wachstumshormon. Es führt zu Gewichtszunahme und kann auch die Körperkomposition verändern", erklärt Vetter.


Ein Übermaß an Blutzucker der Mutter gelangt zum Fötus, der mit einer erhöhten Insulin-Produktion reagiert. Da die Plazenta aber nicht für Insulin durchlässig ist, kann das Hormon den kindlichen Körper nicht verlassen. Bei den Riesenbabys werden auch die Knochen dicker, mitunter ist der Kopfumfang übergroß, der Hals kurz und wuchtig sowie die Breite der Schultern ungewöhnlich. Ein voraussichtliches Geburtsgewicht ab 4000 Gramm ist ein Risikofaktor, weil die Komplikationsgefahr während der Geburt steigt. Deshalb entscheiden sich die meisten der betroffenen Eltern für einen Kaiserschnitt.


Geburtskomplikationen
Zu den möglichen Komplikationen bei einer normalen Entbindung gehört die gefährlich Schulterdystokie - ein Alptraum für alle Beteiligten: Weil der Geburtskanal zu eng ist, bleibt das Kind nach Geburt des Kopfes mit seinen breiten Schultern stecken. Der Schulterknochen kann brechen, ein verkürzter Arm kann die Folge sein. Die Gefahr eines Sauerstoffmangels steigt. Für die Mutter wächst das Risiko von Geburtsverletzungen, Darm- und Blasenschädigungen, einer späteren Inkontinenz.


Aber oft sind ist die Grösse des Fötus während Schwangerschaft nicht erkennbar. Vor allem eine Messung der Schulter im Mutterleib über Ultraschall ist extrem schwierig. Aber auch ein makrosomes Kind, das die Geburt gut überstanden hat, startet möglicherweise doch mit einer Hypothek ins Leben, wie DGGG-Vize Vetter betont. Denn dicke Neugeborene werden häufig übergewichtige Kinder und Erwachsene, “Sumo-Babys” neigen später eher zu Diabetes und den mit der Stoffwechselkrankheit verbundenen Spätschäden.

Quelle: aerztezeitung.de