Blutspenden als Event


Blutspenden haben in Deutschland fasst Seltenheitswert: Auf dem Land liegt die Quote der Blutspender immerhin bei zwölf Prozent. In den Großstädten sieht, so scheints, keiner den Sinn darin, denn nur 1 Prozent der Stadtbevölkerung macht mit. Das wird dann manchmal zum Problem: Im vergangenen Herbst gab es kurzfristig einen regelrechten Blutnotstand, sodass einige kleinere Operationen mancherorts verschoben werden mussten.

Laut Dr. Franz Weinauer, Ärztlicher Direktor des Blutspendedienstes beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK), muss dringend was in Deutschland getan werden, um die konstante Versorgung mit Spenderblut zu sichern.

Bei schönem Wetter spendet keiner
Faktoren wie Wetter, Ferien, lange Wochenenden beeinflussen die Spendenbereitschaft. Klar, wer will schon in eine stickige Turnhalle zum Blutspenden, statt ins Freibad, wenn die Sonne lacht. Trotzdem ist es wohl eher eine Sache der Einstellung und Solidarität mit dem unbekannten Mitmenschen. In anderen Ländern gehört es sozusagen zum Guten Ton, sein Blut zu spenden. Und Bedarf gibt es immer, auch deswegen schon, weil Blutkörperchen nur 35 Tage, Blutplättchen sogar nur vier Tage, Plasma immerhin zwei Jahre zu konservieren ist.

Nun will man von Seiten der verantwortlichen Stellen aktiv werden. Dafür wurde die Aktion “drops for life” (Tropfen für das Leben) vom Labortechnik-Unternehmen Ortho Clinical Diagnostics in Zusammenarbeit mit dem DRK geschaffen.

Vor allem junge Erstspender will man ansprechen, und weg vom Spenden in der Turnhalle will man hin zu einem Erlebnis in angenehmer Atmosphäre. Die Spender sollen in mehreren Schritten den Weg des gespendeten Blutes bis zum Empfänger verfolgen. Neben dem üblichen Imbiss gibt’s dann auch auf Wunsch Wellness-Angebote wie Schulter- und Nackenmassage. Und die Verantwortlichen wollen sich was einfallen lassen, um die Spender bei Laune zu halten, denn bisher kommt jeder 2. Spender nie wieder.

Auch Großbetriebe sollen verstärkt angesprochen werden. In den USA gehören regelmäßige Blutspendetermine für die Belegschaft in den Firmenalltag. Doch in Deutschland sehen es Betriebe nicht gern, wenn die Mitarbeiter während der Arbeitszeit fehlen, berichtet Franz Weinauer vom BRK. Immerhin hat man jetzt große Firmen wie BMW oder Siemens gewinnen können. Aber die Basis der Blutspender ist immer noch das flache Land und seine vielen ehrenamtlichen Helfer.

Gute Erfahrungen hat das BRK nach Angaben von Weinauer mit Service-Aktionen gemacht, die über die Standardleistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung hinaus gehen. Für ältere Blutspender gab es einen okkulten Bluttest zur Risiko-Erkennung von Dickdarmkrebs. Und vor einem Jahr nutzten 60 000 Spender ein Diabetes-Screening per Fragebogen; 12 000 von ihnen hatten ein erhöhtes Risiko. Sie wurden mit dem HbA1c-Verfahren getestet, und 13 Prozent der Blutproben waren auffällig. Davon hatten die Betroffenen nichts gewusst.
Quelle: Aerztezeitung.de