Professor Grzymek hat 100. Geburtstag


Fernsehgeschichtlich sind die 70-er Jahre sind für mich u.a. untrennbar verbunden mit dem legendären Abendprogramm "Ein Platz für Tiere". Dieses Abendprogramm hat Bernhard Grzimek berühmt gemacht . Da sass er am Mikro, ich erinnere mich u.a. an ein Affenweibchen als Begleitung (wie hiess sie? Cheeta nicht) und erzählte wunderbar über Tiere in fernen Ländern. Meistens, glaub ich Afrika, da zog es mich in meiner Teenie-Zeit sosowieso immer hin)

In diesem Jahr würde er 100 Jahre und zu diesem Geburtstag wird seine Biografie "Der Mann, der die Tiere liebte" von der Journalistin Claudia Sewig veröffentlicht. Ich glaube, nach der Einführung werde ich die weitere Lektüre nicht verkraften, denn mein Weltbild ist zerstört. Diese "anderen" Facetten, die Frau Sewig dort von ihm beschreibt, sind einerseits interessant und andererseits bewegend. Den üblichen "Karrierestart" zu Zeiten des Dritten Reiches kann man ja schon vermuten bei dieser Generation. Seine grossen Leistungen am Frankfurter Zoo sind unbestreitbar. Schicksalsschläge wie der Tod seines Sohnes Michael in Afrika und der Freitod eines Adoptivsohns sind grausam.

Aber worauf ich hinauswollte ist sein Privatleben: das bringt mein Weltbild zum Wackeln. ein solch braver Biedermann hinter der Kamera, dieser Professor Grzimek; hätte meine Mutter DAS gewusst, ich glaub, wir hätten die Sendung nicht mehr weitersehen dürfen. 47 Jahre lang war Grzimek mit Hildegard verheiratet, aus der Ehe stammen die Söhne Rochus und Michael, der Grzimeks engster Vertrauter wurde. Danach bekam er - Lust auf junges Blut und heiratet seine inzwischen verwitwete Schwiegertochter. Doch auch schon bald nach der Heirat mit seiner 1. Frau Hildegard im Jahr 1930 hat er wohl, laut Frau Sewig, eine langjährige Affäre mit einer anderen Frau begonnen. Aus der Verbindung stammten ein Sohn und eine Tochter, die ihn viel später auf Reisen begleitete.

Das hört sich alles an wie aus dem Film. Inzwischen weiss ich es: die Realität überragt - wie fast immer - bei weitem die Fiktion.
Quelle: aerztezeitung.de