Wie gefährlich sind Deos für die Gesundheit?


Viele Schweißhemmer enthalten Aluminiumsalze, die umstritten sind. Sie stehen im Verdacht, an der Entwicklung von Brustkrebs oder der Alzheimer-Erkrankung beteiligt zu sein. Doch es gibt Alternativen.

Huch, mein Deo hat versagt! Mit dieser unangenehmen Erkenntnis wurde schon vor Jahrzehnten Werbung gemacht, für Deodorants und Antitranspirantien. Letztere bekämpfen nicht nur den Schweißgeruch, sondern setzen gewissermaßen an der Wurzel an: Sie hemmen die Schweißdrüsen in den Achselhöhlen. Dazu setzen die Hersteller Aluminiumsalze ein. Diese stehen jedoch in Verdacht, Brustkrebs oderAlzheimer auszulösen.

Wissenschaftlich sei dies zwar nicht erwiesen, wohl aber andere potenzielle Risiken, lautet das Fazit einer kürzlich veröffentlichten Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in Berlin. 

Ein aktueller Bericht der Stiftung Warentest zeigt: Es gibt wirksame Alternativen, die ohne Aluminiumsalze auskommen.Die meist verwendete Substanz ist das Aluminiumchlorhydrat. Für ihren Einsatz gibt es keine gesetzlichen Limits, auch weil das Wissen darüber, wie stark sie vom Körper aufgenommen wird und wie sie dort wirkt, noch lückenhaft ist – das gilt auch für die potenziell schädigende Wirkung.

Mit elf von 24 getesteten Produkten lässt sich die umstrittene Substanz sicher vermeiden, denn diese Produkte sind aluminiumfrei.Vier von ihnen schützten dennoch über die versprochenen 24 oder 48 Stunden wirksam vor Achselgeruch ("Test"-Urteil: gut), berichtet die Warentest-Zeitschrift in ihrer Juni-Ausgabe: CD Deospray Wasserlilie, Aldi (Nord) Kult Clear Touch Deodorant, Nivea Deodorant Fresh Natural Ocean Extracs und Lavera Basas Sensitiv Deo-Spray. Zwei weitere Produkte wirkten befriedigend, drei ausreichend, zwei mangelhaft.Der Nachteil aller alufreien Deos: Sie schützen nur vor Geruch, mindern aber nicht die Achselnässe – Schwitzflecken in Blusen und Hemden sind mit ihnen also nicht zu unterdrücken. Wer damit ein Problem hat, greift zu Antitranspirantien und damit zu Sprays, Roller, Sticks oder Cremes, die Aluminiumchlorhydrat enthalten.Das Aluminium lässt auf zwei Wegen die Schweißdrüsen versiegen: Es sorgt dafür, dass sich die Haut zusammenzieht, sodass sich die Schweißkanäle verengen. Und es bildet sich eine gelartige Schicht aus Proteinen, die wie ein Pfropfen eine Zeit lang die Ausgänge der Kanäle verschließt.Neben ihrer angenehmen Wirkung stehen Alusalze im Verdacht, den Körper zu schädigen. "Die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Aluminium aus Antitranspirantien wird immer wieder kritisch hinterfragt.

Dies gilt insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Beteiligung an der Entwicklung der Alzheimer-Krankheit und der Entstehung von Brustkrebs", heißt es in der BfR-Stellungnahme. Wissenschaftlich erwiesen sei, dass hohe Aluminiumdosen in Tierversuchen Wirkungen auf das Nervensystem und sogenannte embryotoxische Effekte (Wirkungen auf das ungeborene Leben) zeigen.

Das Leichtmetall Aluminium ist das dritthäufigste Element der Erdkruste und damit ein natürlicher Bestandteil des Trinkwassers und vieler unbehandelter Lebensmittel. Es gelangt daher über die Nahrung ohnehin in den Körper, und zwar in einem Ausmaß, das allein den von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegten Richtwert in etwa erreicht.

Aluminium kann sich im Körper anreichern

Jetzt kommen die aluhaltigen Schweißhemmer ins Spiel: Wenn zumindest bei einem Teil der Bevölkerung schon über Lebensmittel die wöchentlich tolerierbare Aufnahmemenge von einem Milligramm Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht erreicht werde, dann könne dieser Wert "bei langfristiger Anwendung aluminiumhaltiger kosmetischer Mittel dauerhaft überschritten werden und sich Aluminium im Körper anreichern", folgern die Berliner Risikoforscher.

Doch was macht das Aluminium im Körper? Hier herrscht noch viel Forschungsbedarf. Fest steht, dass nur ein winziger Anteil des geschluckten Inputs – schätzungsweise ein Tausendstel – tatsächlich vom Körper aufgenommen wird. Den großen Rest scheiden gesunde Menschen über die Nieren aus.

Bei Nierenkranken kann die Aufnahmerate höher liegen. Das aufgenommene Aluminium reichert sich auch bei gesunden Menschen im Laufe an, vor allem in der Lunge und im Skelett.

Doch damit nicht genug: Mehrere Studien stellten in den vergangenen Jahren fest, dass Brustkrebspatientinnen in der meist befallenen äußeren Brustregion höhere Aluminiumgehalte im Gewebe aufwiesen als im gesunden Bereich. Einige Forscher vermuteten daraufhin die über die Achselhöhle aufgenommenen Aluminiumsalze als Krankheitsauslöser. Andere sahen die erhöhten Gehalte dagegen nur als Begleiterscheinung der Krebserkrankung.

Die Frage, ob sich das Aluminium eher in Folge einer Krebserkrankung im Tumorgewebe anreichert oder diese ausgelöst haben könnte, sei nicht abschließend geklärt, so das BfR. Ähnliches gelte für den Verdacht, dass eine zu hohe Aluminium-Belastung die Alzheimer-Krankheit verursachen könnte.

Einflüsse auf das Nervensystem

Aluminium könne zwar die Blut-Hirn-Schranke überwinden, die das Gehirn vor Schadstoffen schützen soll. Und in Tierversuchen habe die Substanz Einflüsse auf das Nervensystem gehabt. Verschiedene Studien haben nach einem Zusammenhang von Aluminium-Aufnahme über das Trinkwasser und Alzheimer gefahndet. Doch widersprüchliche Ergebnisse ließen keine wissenschaftliche Beweisführung zu, urteilen die BfR-Fachleute.

Mit Blick auf die Alubelastung durch Antitranspirantien und andere Kosmetika (Lippenstift, Lidschatten, Zahnpasta, Sonnencremes) können die Experten in Berlin und andernorts noch nicht einmal genau angeben, wie hoch der Anteil an Aluminium ist, der tatsächlich in die Haut eindringt.

2012 ermittelte der französische Forscher Alain Pineau und Kollegen derUniversität Nantes im Labor "Penetrationsraten" für unterschiedliche Rezepturen von Deo-Spray (0,65 Prozent), Roll-on (0,18 Prozent) und Stick (0,96 Prozent).

Eine deutlich höhere Eindringrate von 5,9 Prozent ergab sich bei geschädigter Haut. Die Experten raten deshalb, Achselhaare nur abends zu rasieren: Bei der Rasur entstehen meist kleinere Verletzungen der Haut – potenzielle Einfallspforten für die Aluminiumsalze. Bis zur morgendlichen Deonutzung können diese Blessuren dann jedoch abheilen.

Quelle: welt.de