Nach Herzinfarkt viel Vollkorn!


Nach einem Herzinfarkt ist es offenbar besonders ratsam, sich ballaststoffreich zu ernähren. In einer großen Kohortenstudie hatten Volkornfans im Vergleich zu Ballaststoffverächtern ein deutlich geringeres Sterberisiko nach dem Infarkt.

Vor 25 Jahren hatte die DART-Studie keinen Einfluss einer vollkornreichen Kost auf die Mortalität von Postinfarktpatientenbelegen können. Das Follow-up der Studie war damals allerdings ausgesprochen kurz. Grund genug für Forscher um Shanshan Li von der Harvard School of Public Health neue Daten zum Thema zusammenzutragen (BMJ 2014; 348: g2659).

Sie haben dazu zwei Kohorten zusammenfassten: die Nurses‘ Health Study (NHS) und die Health Professionals Follow-up Study (HPFS). Deren Teilnehmer hatten zwischen 1976 (NHS) beziehungsweise 1986 (HPFS) und 2006 im Vier-Jahres-Rhythmus Fragebögen zur Ernährung ausgefüllt.

Analysiert wurden Daten von 2258 Frauen und 1840 Männern, die bis 2008 einen ersten Herzinfarkt erlitten hatten. Diese wurden im Anschluss an das Ereignis durchschnittlich 8,7 (Frauen) oder 9,0 Jahre (Männer) nachbeobachtet. In diesem Zeitraum starben 682 Frauen und 451 Männer, davon 336 und 222 an einem kardiovaskulären Ereignis.

Wie die Forscher berichten, war eine vollkornreiche Ernährung nach dem Erstinfarkt insgesamt mit einer deutlich niedrigeren Gesamtsterblichkeit verknüpft.

In der gepoolten Analyse, bei der Männer und Frauen zusammengefasst wurden, konnten Teilnehmer, die im Durchschnitt 27,40 g (Frauen) und 35,60 g (Männer) Ballaststoffe täglich zu sich nahmen, mit einer um 25 Prozent niedrigeren Gesamtsterblichkeit rechnen als Teilnehmer in der niedrigsten Ballaststoff-Quintile (16,34 und 12,95 g/Tag).

Allerdings war das Ergebnis speziell in Bezug auf die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit weniger eindeutig: Hier lag die Risikoreduktion in der Gruppe mit den meisten Ballaststoffen nur bei 13 Prozent und war statistisch nicht signifikant.

Viele potenzielle Einflussfaktoren herausgerechnet

Pro 10 g Ballaststoffe mehr am Tag sank das allgemeine Sterberisiko im Beobachtungszeitraum um 15 Prozent. Der Effekt war offenbar in erster Linie auf Getreideprodukte, nicht so sehr dagegen auf Obst oder Gemüse zurückzuführen.

Um ein möglichst unverfälschtes Ergebnis zu bekommen, hatten Li und Kollegen viele potenzielle Einflussfaktoren herausgerechnet, darunter Alter, BMI, körperliche Aktivität, Tabak- und Alkoholkonsum, Diabetes, Bluthochdruck, Aspirineinnahme, Bypass-Op sowie Kaloriengehalt der Nahrung und deren Gehalt an gesättigten und ungesättigten Fettsäuren.

Einen besonders ausgeprägten Nutzen beobachtete man bei Teilnehmern, die ihre tägliche Ballaststoffration seit dem Infarkt stark hochgefahren hatten. Dies galt nun wiederum sowohl für die gesamte als auch für die kardiovaskuläre Sterblichkeit.

Eine Zunahme um gut 11 g Ballaststoffe pro Tag führte beispielsweise zu einer Abnahme des kardiovaskulären Risikos um 35 Prozent gegenüber Teilnehmern, die nun jeden Tag um knapp 5 g weniger als zuvor konsumierten.

Aus früheren Studien geht hervor, dass Ballaststoffe in der Nahrung unter anderem antientzündlich wirken, die LDL-Fraktion des Plasmacholesterins senken, der Lipidoxidation entgegenwirken und die Insulinsensitivität erhöhen; dies führen die Forscher als mögliche Erklärung ins Feld.


Für die Allgemeinbevölkerung sei außerdem bekannt, so die Wissenschaftler, dass eine ballaststoffreiche Ernährung das Risiko einer koronaren Herzkrankheit um bis zu 40 Prozent senkt. Experten empfehlen eine tägliche Mindestmenge an Ballaststoffen von 25 g für Frauen und 38 g für Männer. 

Quelle Aerztezeitung.de