Was wir in Zukunft essen sollen


Larven, Grillen, Termiten, gegrillt, geröstet oder im Salat? Bei Millionen von Menschen in Afrika, in Asien und Lateinamerika sind all diese kleinen Krabbeltierchen alltägliche Nahrungsmittel - vor allem dort, wo Fleisch und Fisch rar sind.

Und weil knapp eine Milliarde Menschen weltweit immer noch hungern und es auch sonst gute Gründe gibt, hat sich die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) jetzt ausgedacht, die etwa 1000 essbaren Insektenarten auf der Erde langsam aber sicher auch auf unsere westlichen Teller zu bringen.
Maden-Tapa zum Bier?
Unsere Landsleute, die aus dieser Speisekarte schon mal wählen durften, sind ja meistens Geschäftsleute. "Die Thais essen Maden, Heuschrecken, Kakerlaken und einiges andere mehr, als Snack, meist frittiert und dann zum Bier", berichtet der deutsche Geschäftsmann Moritz Janosch (30) aus Indien von seinen reichhaltigen asiatischen Erfahrungen. Aber er selbst ist nicht mutig genug, die Krabbeltierchen in ihren äusserst vielfältigen Zubereitungsmöglichkeiten zu geniessen.

Die FAO setzt auf die bemerkenswerten Vorteile der alten Tradition heraus, sich vor allem aus dem Wald Insekten zu holen, die vom Nährwert her Mensch und Tier satt machen. Waldinsekten als Nahrung: Bis Anfang nächsten Jahres soll ein Aktionsplan fertig sein, der für eine appetitanregende Kampagne die interessierten Länder, Organisationen und privaten Initiativen zusammenführt.
Besonders Thailand hat Interesse an der Kampagne: Dort sammeln oder züchten 15 000 Bauern Insekten. In China werden inzwischen essbare Skorpione bereits in Zuchtanlagen aufgepäppelt, während es im südlichen Afrika die Mopane-Raupe ist, die milliardenfach als Nahrungsmittel dient.
Was aber sind die Argumente der FAO, dass sie uns aus der Alten Welt so etwas abverlangen wollen? Einerseits müssen immer mehr Menschen müssen ernährt werden. Andererseits belastet unsere Vorliebe für das saftige Steak die Umwelt und die Ressourcen in kaum mehr zu verantwortender Weise.
Und – gesünder sind essbare Insekten allemal, wenn es um ungesättigte Fettsäuren, viel Eisen, Fett, Mineralien und Vitamine geht. Deshalb stellt ein Papier der UN-Organisation sogar eine Hitliste der wichtigsten essbaren Insekten in der asiatisch-pazifischen Region auf. Darin findet man so nette Tierchen wie den Bambusrohrzünsler, Mistkäfer, Wasserwanzen oder Ameisen und Bienen.
Einer weiterer Vorteil wäre, dass diese Insekten oft dort gesammelt oder gezüchtet werden, wo man normalerweise keine Pestizide anwendet, im Wald. Sie könnten von Farmern in einem nachhaltigen Verfahren aufgezogen werden und nebenbei Arbeitsplätze schaffen.
Ausserdem: Grillen etwa fressen um ein Mehrfaches weniger als Rinder, Schafe oder auch Schweine für die Proteinmenge, die sie - wiederum auch als Tierfutter - dem "Züchter" dann liefern. Sie produzieren auch weniger Treibhausgase und können in vielen Fällen auf organischem Abfall aufwachsen.
Und – einfach genial - Insekten wie Bienen, Mistkäfer oder Ameise dienen zudem noch dem Öko-System - durch Pollenübertragung, die "Verarbeitung" der organischen Abfälle und Schädlingsvertilgung.

Die Damen und Herren von der FAO sind überzeugt, dass es nur eine Frage von entsprechenden „Verarbeitungstechnologien“ ist, damit auch wir Menschen in den westlichen Ländern Geschmack an Insekten bekommen und die Viecher als akzeptable Nahrung auf dem Teller akzeptieren.
Die ganze Kampagne steckt bisher noch in den Kinderschuhen, doch angeblich ist ein steigendes Interesse vorhanden. Preisfrage: welche Insekten werden es auf den Tisch der Europäer schaffen?
Ich würde sagen: fangen wir an mit Biene, Mistkäfer und Ameise. Die kenne wir wenigstens schon. Ameisen gibt es – zumindest auf Mallorca – so viele, dass wir ruhig ein paar verzehren können. Dann gehen wir eben nicht mehr wilden Spargel oder Pilze in der Tramuntana suchen, sondern Ameisen. Und ich schlage dann auch vor, auf Heuschrecken überzugehen. Die sehen doch, ehrlich gesagt, eigentlich aus wie Scampis. Somit hätten wir dann doch eine gewisse Verbindung zur „Mittelmeerdiät“.
Quelle: aerztezeitung.de