Inline-Skaten für Senioren?


Alt werden wollen alle, alt sein will keiner. Denn Alter verbinden wir u.a. mit Gebrechlichkeit. Das kann leider auch so sein, wenn wir nicht schon wenigstens ein paar Jahre vorm Altsein anfangen, gegen zu arbeiten. Das gefürchtetete Gebrechlichsein führt oft zu fatalen Stürzen, schlimmstenfalls bricht man sich die Hüfte. Und das ist viel zu oft dann leider “der Anfang vom Ende”. Als häufigste Sturzursache bei den Senioren gilt der Gleichgewichtsverlust ohne Einwirkung von außen.

Dagegen hilft sensomotorisches Training. Nur macht das nicht besonders grossen Spass.

Nun haben sich in der Schweiz Fachleute gerade eine der Sportarten als mögliche Alternative aufs Korn genommen, bei der ebenso das fehlende Gleichgewicht der Hauptgrund für Stürze ist. Das Inline-skaten. Was der totale Widerspruch zu sein scheint, haben sich die Experten wohl gedacht, sollte es vielleicht doch nicht sein, wenn man bedenkt, dass grade die Gleichgewichtskontrolle eine herausragende Funktion bei dieser Sportart hat und deshalb beim Skaten besonders trainiert wird.

Also luden Prof. Dr. Wolfgang Taube aus Fribourg in der Schweiz und seine Kollegen vom Institut für Sport und Sportwissenschaft in Freiburg 14 neurologisch und orthopädisch gesunde Frauen und Männer zwischen 62 und 74 Jahren zu einem fünfwöchigen Inliner-Training ein. Keiner der Teilnehmer hatte zuvor auf Inlinern gestanden. Auch acht weitere Senioren nahmen als Kontrollgruppe an dem Kurs teil.

Vor und nach insgesamt 13 Trainingseinheiten á 60 Minuten nahmen die Sportmediziner verschiedene Gleichgewichtstests bei den Teilnehmern vor. So maßen sie zum Beispiel die Druckverteilung im Zwei- und Einbeinstand auf einer Kraftmessplatte mit und ohne Therapiekreisel (oh, das klingt ja schon ziemlich kompliziert). Dann mussten die Probanden auch auf einer an vier Federn aufgehängten Plattform ein- und zweibeinig stehen und sogar plötzliche Störreize (Auslenkungen von 2,5 cm) ausgleichen. Ergebnis: In der Kontrollgruppe verbesserte sich erwartungsgemäß nichts, in der Trainingsgruppe dagegen nahm die Gleichgewichtsfähigkeit signifikant zu.
Und ganz besonders gut: in jenen Tests, in denen das Sturzrisiko besonders hoch war, konnten sich die Teilnehmer am meisten steigern. Die Folgerung von Professor Taube: „Dies lässt vermuten, dass inline-trainierte Personen auch in sturzgefährdeten Situationen des Alltags besser dem Verlust des Gleichgewichts entgegenwirken können als untrainierte Personen gleichen Alters“.

Keiner gab auf
Seit längerem ist bekannt, dass den degenerativen Erscheinungen des neuromuskulären und somatosensorischen Systems im Alter mit spezifischen Trainingseinheiten entgegengewirkt werden kann.
Der Organismus älterer Menschen ist ebenso wie der von Jüngeren in der Lage, anspruchsvolle Übungen zu bewältigen. Dennoch hatten die schweizer und deutschen Kollegen eigentlich damit gerechnet, dass viele der Teilnehmer in der Interventionsgruppe wegen Überforderung aus dem Training aussteigen würden. Das war aber nicht der Fall. Kein Einziger gab auf. Vielleicht lag lag das auch daran, dass alle Teilnehmer Mitglieder einer Seniorensportgruppe und fast durchweg ziemlich fit waren. Und im Durchschnitt waren die Teilnehmer allenfalls leicht übergewichtig.

Inline-Training – die anspruchsvolle Alternative
Von ihren guten Ergebnissen beeindruckt, betonen die Autoren dennoch, sie wollen nicht den Eindruck vermitteln, dass Inline- Training generell ein Ersatz für sensomotorisches Training zur Sturzprophylaxe sein könne. Andererseits kann skaten aber sehrwohl denjenigen (älteren) Menschen, denen ein sensomotorisches Training zu anspruchslos oder langweilig erscheint, eine tolle, abwechslungsreiche Alternative sein.

Quelle: http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/