Wir werden immer älter - und immer gesünder

Forscher aus den USA und Österreich haben jetzt vorgerechnet, dass die Menschen in den meisten Ländern nicht nur immer länger leben, sondern auch länger gesünder leben. Das ist schon mal eine gute Nachricht, da deshalb vielleicht die Ängste vor einer Vergreisung der Gesellschaft und den damit verbundenen Kosten möglicherweise entkräftet werden können.
Wie haben sie das gemacht? In der “old age dependency ratio" (OADR), die von den Vereinten Nationen regelmäßig für ihre Mitgliedsländer erstellt wird, wird der Anteil der Über-65-Jährigen an der Gesellschaft beschrieben, die aufgrund ihres Alters nicht mehr aktiv am Wirtschaftsleben teilnehmen und deshalb vom Rest der Gesellschaft unterstützt werden müssten.

Die Kriterien für diese Ratio sind nach Ansicht von Warren Sanderson von der Stony Brook Universität in New York aber veraltet. Sie beruht nämlich auf der Prämisse, dass Menschen über 65 alt und damit nicht mehr arbeitsfähig sind. Das aber trifft zumindest auf die Industrieländer nicht mehr zu.

Die meisten Menschen sind heute mit 65 Jahren nicht von der Hilfe anderer Menschen abhängig. Viele kümmern sich sogar – ganz im Gegenteil - um die Pflege anderer Menschen (etwa ihre noch eigenen Eltern). Ein heute 60-jähriger Mensch hat die gleiche Lebenserwartung wie ein 43-Jähriger zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Aber damals war man mit 60 Jahren ein Greis; das wusste auch Bismarck und deshalb funktionierte auch sein Rentenmodell. Heute geht das Leben erst mit 66 Jahren richtig los (jedenfalls bei Leuten wie Udo Jürgens). Denn viele Über-60-Jährige fühlen sich nicht nur subjektiv jung, sie sind auch objektiv frei von Krankheiten oder Behinderungen.

Die OADR hat deshalb ihren Sinn verloren, so argumentiert Sanderson, der zusammen mit Wissenschaftlern aus Österreich (Vienna Institute of Demography ind International Institute for Applied Systems Analysis in Laxenburg bei Wien) eine neue “adult disability dependency ratio” (ADDR) als Maßstab für die Belastung der Gesellschaft durch alte Menschen vorschlägt.
Der neue Massstab der ADDR basiert auf Untersuchungen zur Lebenserwartung frei von Behinderungen, und die Berechnungen zeigen, dass die Gesellschaft in den Industrieländern in den letzten Jahrzehnten keineswegs gebrechlicher geworden ist.

Während die OAD-Ratio sich in Deutschland bis 2045/50 von jetzt 0,33 auf 0,63 fast verdoppelt, prognostizieren die Forscher für die ADD-Ratio nur einen minimalen Anstieg von 0,12 auf 0,15. Das hat eine Konsequenz, die auf den ersten Blick vielen Sorgen macht: aus Sicht der Demografen ist es deshalb nämlich auch gerechtfertigt, das Pensionsalter heraufzusetzen. Die geplante Anhebung des Pensionsalters müssen wir aber deshalb nicht als humane Katastrophe ansehen, sondern wir sollten das als Zeichen einer jung gebliebenen Gesellschaft verstehen.

Dem kann ich mich eigentlich auch nur anschliessen. Gehen wir mal davon aus, dass wir im Laufe von ca. 40 Lebensjahren in der Lage sein sollten, uns eine entlohnte Beschäftigung zu suchen, die uns Freude macht, oder in der Arbeit, mit der wir einen grossen Teil unseres Tages ausfüllen, einen gewissen Sinn erkennen, dann ist ja Arbeit nicht unbedingt gleich Strafe – auch nicht über ein gewisses Alter hinweg.
Und für Zweifler habe ich noch einen guten /bösen Tipp: werden Sie Selbständiger – dann werden Sie auch nie krank.
Quelle: aerzteblatt.de