Finger weg von Diabetiker-Lebensmitteln

Süsses war von jeher für Zuckerkranke tabu. Stattdessen wurden ihnen jahrzehntelang empfohlen, spezielle Diätprodukte zu essen: zuckerfreie Kekse, Diabetiker-Schokolade und -Pralinen. Auch heute noch stehen die Spezial-Marmeladen und -Säfte in den Geschäften und Apotheken.
Doch seit geraumer Zeit halten Ernährungsfachleute spezielle Diabetiker-Produkte für Unsinn. Und von Zucker-Ersatzstoffen raten sie gleich ganz ab.

Nun kommt auch das Aus für diese Produkte von Seiten der Politik. Der Ausschuss des Bundesrats für Agrarpolitik und Verbraucherschutz beschloss mit 16:0 Stimmen die "Sechzehnte Verordnung zur Änderung der Diätverordnung" (Wow, so richtig einig scheinen die sich aber über Sinn und Unsinn von Diäten auch nicht zu sein, wenn sie die Verordnung 16mal ändern müssen!). Am 24. September werden der Gesundheitsausschuss des Bundesrats und das Plenum die Entscheidung dafür fällen, dass (nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft) Extraprodukte für Diabetiker nicht sinnvoll sind.

Grund: die Spezialprodukte haben keine Vorteile gegenüber normalen Lebensmitteln. Im Gegenteil, meistens enthalten sie zu viel Fett. Zudem sind sie meist mit Zucker-Austauschstoffen versetzt: mit Fruktose, Sorbit, Xylit, Mannit oder Isomalt. Die Ersatz-Substanzen erhöhen zwar nicht den Blustzuckerspiegel, machen aber dennoch dick. Denn diese sie haben fast genauso viele Kalorien wie normaler Zucker. Einen Nutzen für die Gesundheit hat dieser Kunstzucker also nicht.

Ist teuer und schmeckt nicht
Für die gleiche Menge Kalorien kriegt man als Ersatz dann auch noch weniger Geschmack – und beträchtlich teurer sind sie auch noch. Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) empfiehlt mittlerweile, auf Empfehlungen wie "für Diabetiker geeignet" ganz zu verzichten. Solche Aussagen verleiten nämlich nur dazu, zu viel von diesen Lebensmitteln zu essen.

Und dann bekommen Sie evtl. bei reichlichem Genuss dieser Produkte auch noch Verdauungsprobleme und müssen sich hinterher wahrscheinlich mit Blähungen oder Durchfall plagen. Und, da der Zucker-Ersatz meist nicht so gut süßt wie normaler Zucker (Sorbit zum Beispiel ist nur halb so süß), hat jeder Sorbit-gesüsste Diabetiker-Pudding dann entsprechend mehr Kalorien im Vergleich zu normalem Pudding - und damit tun Sie Ihrem Körper keinen Gefallen.
Süßstoff ist besser als sein Ruf
Etwas anders sieht die Sache bei Süßstoffen aus. Das sind künstlich hergestellte Substanzen, die einen zuckrigen Geschmack auf Ihre Zunge zaubern, die aber vom Körper nicht wie Zucker verstoffwechselt werden und daher kein zusätzliches Insulin erfordern. Süßstoff ist deshalb eine gute Alternative für Menschen mit Diabetes.

Süßstoff enthält keine Kalorien und erhöht nicht den Blutzucker-Wert. Zu den Süssstoffen zählen zum Beispiel Saccharin, Cyclamat, Aspartam oder Acesulfam. Angeboten werden sie flüssig oder als Mini-Pillen.
Inzwischen ist auch eine lange Zeit vermutete gesundheitsschädliche Wirkung von Aspartam und Cyclamat widerlegt worden. Weder begünstigen sie Krebs noch Karies und steigern auch nicht den Heißhunger auf Süßes. Trotzdem sollten Sie natürlich auch Süßstoff nicht in rauhen Mengen verzehren.

Und wichtig für Diabetiker: Als Notfall-Zucker eignet er sich nicht. Denn der Körper nimmt ihn gar nicht als Zucker wahr. Deshalb hilft Süßstoff nicht bei Unterzuckerung. Sollten Sie merken, dass Sie unterzuckern, trinken Sie schnell Limo oder Cola mit echtem Zucker.
Quelle: stern.de