Jetzt aber... oder lieber doch nicht...

Die ersten 12 Tage eines neuen Jahres, heisst es, sind Vorboten der 12 Monate, die wir (er-) leben werden. Eine interessanter Gedanke, die wir an uns selbst vielleicht mal überprüfen könnten.
Die meisten von uns starten am Neujahrstag tatsächlich mit einem belebenden Spaziergang durch Feld und Wald oder sogar Schneefelder, auf der Insel eher am Meeresstrand und kommen entkatert und wohlig entspannt nach Hause. Auf dem Spaziergang hat sich vielleicht der eine oder andere noch ein paar Gedanken über das beginnende Jahr gemacht und die ewig wiederkehrenden guten Vorsätze noch mal im Geiste aufgerufen. Schliesslich soll es ja besser werden als das vergangene Jahr. Darauf haben wir ja ein paar Stunden vorher gerade angetrunken!
Konsequenz: die Umsätze von Fitnesszentren im Januar steigen auf geschätzt 50Prozent ihres Jahresumsatzes.
Dann gehen die ersten Januartage ins Land...
Wie sieht’s denn so aus? Finden Sie gefallen an ihrer neuen Ernährungsweise? Haben Sie schon ein paar vegetarische Gerichte ausprobiert? Wieviele Kilometer sind Sie schon gegangen und wieviele Minuten am Stück schaffen sie laufender Weise? Ach so, Sie haben noch nicht das richtige Outfit gefunden? Ja, klar, dann müssen Sie den Beginn dieses neuen tollen Lebens noch ein bisschen zurückstellen!
Es geht garantiert allen von uns so im Leben, irgendwann; wenn es nicht der Sport ist, ist es die Musik oder die Fortbildung, oder die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle...
Haben Sie sich schon mal gefragt, WARUM zum Teufel Sie nicht dahin kommen, wo Sie doch sogerne wären?
Wir wissen inzwischen auch alle, wie man sich Ziele setzt: realistisch sollte es sein, messbar muss es sein, eine Frist muss man sich setzen, ... Warum sind Sie also immer noch nicht beim Marathon in New York oder Malaysia dabei?
Liegt es eventuell garnicht am Ziel, sondern am Weg? Der ist nämlich knüppelhart, da muss man schwitzen, da hat man Schmerzen, da muss man verzichten, da muss man sparen,...
 „Was will ich eigentlich vom Leben haben?“ Gute Frage! Klar, ich will topfit sein, mit einem BMI von 21, Geld haben, eine tolle Beziehung haben, usw.
Aber vielleicht stellen wir uns die ganz falsche Frage? Vielleicht muss sie heissen: Wieviel bin ich bereit dafür zu leiden? Und wenn man dann beginnt, unter diesem Gesichtspunkt über seine „Ziele“ nachzudenken, merkt man vielleicht, dass sie eher sowas wie ein naiver, kindischer Wunschtraum sind und dass man vielleicht in dieses Bild im Kopf verliebt ist. Wow, den Marathon mitlaufen mit tausenden von Gleichgesinnten, hinterher noch ein paar Tage chillen.
Aber frühes Aufstehen, Schweiss und vier Wochen vorher am besten kein Alkohol? Wer holt sich schon Befriedigung aus so unschönen Erfahrungen!
Also, bevor Sie Ihre Tausender für das neue Rennrad o.ä. rauswerfen, überlegen Sie sich nochmal, ob Sie wirklich bereit sind für den ultimativen Wandel in Ihrem Leben, den Sie zwar mit einer simplen Entscheidung einleiten, den Sie sich aber tatsächlich selber hart erarbeiten müssen, immer wieder neu, täglich!
Ansonsten, sparen Sie sich den Aufwand! Damit ersparen Sie sich einige Frustationen. Behalten Sie stattdessen einfach Ihre gute Laune und bleiben mit sich im Reinen. Ihre Mitmenschen umgeben sich gerne mit solchen Menschen. Sie sind inspirierender, denn in dieser Hinsicht machen Sie es ja gut!