Herz-Schrittmacher stehen vor einer Revolution


Einem neuen Mini-Herzschrittmacher könnte die Zukunft gehören: Im Vergleich zu herkömlichen Geräten ist er zehnmal kleiner, kommt ohne Elektrodenkabel aus und kann per Katheter direkt ins Herz geschoben werden. Und er hat sich in einer ersten Studie als sicher erwiesen.

Eine neue Ära der Herzschrittmacher kündigt sich an: Miniaturisierte Systeme, die um ein Vielfaches kleiner sind als herkömmliche Schrittmachersysteme und per Katheter über eine Femoralvene direkt in den rechten Ventrikel vorgeschoben und dort fixiert werden, könnten die kardiale Stimulationstherapie künftig grundlegend verändern.

Konventionelle Systeme bestehen aus einem Impulsgenerator plus Batterie und Stimulationselektroden. Der Pulsgenerator wird in einer chirurgisch angelegten subkutanen "Tasche" unterhalb des Schlüsselbeins platziert. Die Impulse werden mithilfe von zum Herzen führenden Stimulationselektroden an den kardialen Stimulationsort geleitet.

Sonden sind die Schwachstelle

Probleme bei der konventionellen Schrittmachertherapie können vor allem die transvenösen Sonden bereiten. Die neuen sondenlosen Schrittmacher lassen solche Probleme erst gar nicht entstehen.

Bei ihrer intrakardialen Implantation erübrigt sich auch die Anlage der subkutanen Aggregat-"Tasche", was nicht nur kosmetisch vorteilhaft ist - es entfällt auch eine weitere Quelle möglicher Komplikationen.

Medtronic erforscht derzeit das Micra Transcatheter Pacing System (TPS), nach Angaben des Unternehmens der "kleinste Schrittmacher der Welt". In seinen Ausmaßen, die nur etwa einem Zehntel der Größe herkömmlicher Schrittmacher entsprechen, gleicht das zylindrische Micra-System einer Vitamintablette.

Es besitzt dennoch - hermetisch verkapselt - alles, was ein eigenständiger Einkammerschrittmacher (VVIR) braucht. Mithilfe winziger selbstexpandierender Titanhäkchen wird das System im Myokard verankert.

In einer einarmigen prospektiven multizentrischen Studie sollen seine Sicherheit und Effektivität weltweit bei bis zu 720 Patienten untersucht werden. Geplant war, dass vorläufige Ergebnisse dann bekannt gegeben werden, wenn die ersten 60 Patienten ein dreimonatiges Follow-up komplett durchlaufen haben.

Diese Ergebnisse hat Dr. Philippe Ritter, Kardiologe am Hôpital Cardiologique de Haut Lévêque und Centre Hospitalier Universitaire (CHU) Bordeaux, im Mai 2015 bei einer "Late-Breaking Trials"-Sitzung auf dem Jahreskongress der Heart Rhythm Society (HRS 2015) in Boston vorgestellt.


Quelle: aerztezeitung.de