England oder Spanien: Parkgebühren auf Krankenhausparkplätzen

So ist das eben, wenn jahrelang aus dem Vollen geschöpft wird, damit Politiker hübsch wohltätig anmuten oder wenn Krankenkassen mit attraktiven Angeboten um Kunden werben. (Schliesslich sieht es in Deutschland ja nicht viel anders aus: Krankenversicherungsbeiträge in Deutschland sind ja keine “peanuts”.) Irgendwann ist das Geld dann doch mal alle. Und wenn man Glück hat, wird eine öffentliche politische Diskussion angeregt, wo alle oder viele Seiten der betroffenen Parteien auch zu Wort kommen, um ihre Interessen vertreten können, um das System zu retten, wenn schon nicht gesundzumachen.
Die fällige Strukturreform wurde in Grossbritannien schon vor Jahren mit durchschnittlichem Erfolg durchgezogen und per gesellschaftlichenm Konsens wurden gewisse Leistungen des NHS (des nationalen Gesundheitssystem) gestrichen.

Das hat wohl nicht gereicht und deshalb werden britische Kliniken angesichts knapper Etats immer spitzfindiger, wenn es darum geht, Geld in die leeren Haushaltskassen zu bekommen. Betroffen sind in folgendem konkreten Fall autofahrende Patienten. Denn die Kliniken des NHS haben ihnen im vergangenen Jahr umgerechnet knapp 40 Millionen Euro an Parkgebühren abgenommen. Immerhin 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Und es gibt sogar immer öfter Strafmandate für falschparkende Patienten: 109 000 mal im vergangenen Jahr.

Nun protestieren die Patientenorganisationen und verlangen vom Gesundheitsminister die "sofortige Abschaffung" aller Parkgebühren für Patienten. Die absolut undiplomatische politisch völlig unkorrekte Antwort des Gesundheitsministeriums lautet: "Fahren sie Rad oder nehmen sie den Bus!"

Stellen Sie sich das einmal auf Mallorca vor. Sie müssen zum “eines der besten Krankenhäuser Europas” (laut institutionellem Werbeslogan). Kommen aus Artà oder aus Andratx, nehmen Ihr Auto und stellen es auf den (dort allerdings) grosszügigen Parkflächen ab und werden hinterher abkassiert… Das ist auch geschehen: nur der Protest war ja so gross, dass die Zahlungspflicht bis zu den Kommunal/-und Autonomiewahlen (muss nach dem PP-Sieg jetzt eigentlich gezahlt werden?) eingestellt wurde.
Nicht dass damit aber “Son Espases” nicht nur auf Einnahmen verzichtet hätte. Die sie ja bei diesen Megakosten gut gebrauchen könnten. Nein, die Firma, die über den Parkplatz die Konzession hat, hat ja einen 20-Jahre –Vertrag und deshalb weiterhin ihr Geld abkassiert.
Geniale Lösung! Patienten zahlen nichts, Besucher zahlen nichts. Solche Gebühren sind natürlich auch fragwürdig und undankbar. Schiesslich ist ein Besuch in Son Espases nicht dasselbe wie ein Nachmittag im Acualand. Firma kriegt ihr Geld ohne Gegenleistung. Steuerzahler zahlt das entstehende Loch. Genial eben.

Die Alternative: wir nehmen den Bus von Artà nach Manacor, steigen dann um in den Zug nach Palma. An der Plaça Espanya gibt’s dann für uns wieder einen Bus nach Son Espases oder sogar die U-Bahn… und erreichen das Krankenhaus nach (geschätzten) ca. 5 Stunden! Genial!
Quelle: aerztezeitung.de