Rentiere im Drogenrausch

Wenn man hier auf Mallorca überwintert, dann wird man doch sehr verwöhnt. Zumindest klimamässig. Wir haben im Moment zwar mit extrem feuchten Tagen zu leben, aber dieser Sonnenschein!!!!! Das ist mit Geld nicht zu bezahlen.
Ich kann mir dann kaum mehr vorstellen, wie ich es winters in Deutschland ausgehalten habe. Erinnere mich nur, dass es mir ab Mitte Januar immer schlechter ging, bis irgendwann Ende Februar ich auf einem absoluten Stimmungstief ankam, das man in den letzten Jahren meines Lebens in Norddeutschland auch leichtgradige Depresssion hätte nennen können. Da half keine Sonnenbank, keine Schokolade, nichts. Deshalb fühle ich mich hier privilegiert, nur klimamässig, versteht sich!

Die weise Mutter Natur scheint auch zu wissen, dass Nordlichter beim Thema Sonne zumindest eindeutig im Nachteil sind und hat sich deshalb was absolut Geniales einfallen lassen, um den Betroffenen eine Alternative zu bieten.
Und die sind PILZE: natürlich keine normalen, popeligen Champignons, sondern halluzinogene Pilze. Und davon gibt’s im hohen Norden wohl eine ganze Menge. Zumindest ausreichend, dass sich Rentiere (!) damit vollfuttern können. Und damit können sie dann der Monotonie eines Winters (zumindest in Nordamerika) zu entfliehen. Mit dieser Wirklichkeitsflucht, so berichtet jetzt Andrew Haynes im britischen "Pharmaceutical Journal" (2010, 285: 723), sind die Paarhufer auch gar nicht allein: Auch Affen, Jaguare und Stare konsumierten natürliche Drogen.
Das überrascht mich jetzt doch ein bisschen, denn Affen und Jaguare leben, soweit ich weiss, nun nicht grade in Lappland oder Kanada. Wem oder was müssen die denn nun entfliehen? Wo es doch im Urwald so schön grün und warm ist und dann ist dort auch noch richtig was los.
Egal, so läuft das ab: auf der Suche nach Fliegenpilzen (Amanita muscaria) wurden Rentiere beobachtet, wie sie mitunter sehr weite Strecken zurücklegen. Nach dem Verzehr der Giftpilze torkeln sie wie betrunken herum, geben seltsame Geräusche von sich und zucken mit dem Kopf.
In Gabun fessen Affen die Wurzel des Iboga-Strauchs, im Regenwald berauschen sich Jaguare an der Rinde eines Lianengewächses. Was mit diesen Tieren passiert, wird leider in dem Studienauszug nicht beschrieben. Vielleicht sollte ich mal bei Youtube nach einem Video zum Thema suchen...
Fazit der Experten:“Es sieht so aus, als ob viele dieser Arten ein natürliches Bedürfnis verspürten, mit veränderten Bewusstseinszuständen zu experimentieren". Natürliches Bedürfnis??, Experimentieren mit veränderten Bewusstseinszuständen?? Klingt voll nach 60-er Jahre!
Hallo? Und wir dürfen das nicht?
Einen ganz lieben Gruss (wirklich, das ist keine Halluzination) schick ich zu meiner lieben Freundin Romy in den Norden.
Quelle: aerztezeitung.de