Klimakterium bei Männern??



In Fachkreisen streitet man derzeit noch heftig darüber, ob es das so genannte “Klimakterium virile” tatsächlich gibt. Tatsache ist, dass mit fortschreitendem Lebensalter auch Männer unter ganz bestimmten Symptomen leiden können, die durchaus an die Beschwerden der Frau während der Wechseljahre erinnern.

Eines der wichtigsten männlichen Geschlechtshormone ist das Testosteron. Durch seine Wirkung wird der Mann erst zum Mann. Mit Einsetzen der Pubertät steuert es Stimmbruch, Bartwuchs, entsprechende Körperproportionen, Muskeln und Brustbehaarung. Für das gesamte Wohlbefinden spielt es eine große Rolle, fördert das Durchsetzungsvermögen und macht Männer etwas aggressiver als Frauen. Es lässt die Samenfäden reifen und ist somit unerläßlich für die Fortpflanzung. Der Hypothalamus, ein bestimmter Teil des Zwischenhirns überwacht das gesamte Hormonsystem. Alle zwei bis vier Stunden werden im Hypothalamus Freisetzungshormone produziert, die einen Kreislauf in Gang setzen. Sie aktivieren die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) bestimmte Botenstoffe auszustoßen, die wiederum andere Drüsen im Körper dazu bringen, Hormone zu produzieren und in das Blut abzugeben. Der gestiegene Hormonspiegel im Blut wird im Hypothalamus registriert, die Produktion der Freisetzungshormone vermindert. So befindet sich der Hormonhaushalt immer in einem Gleichgewicht. Testosteron wird in den Leydig-Zellen der Hoden produziertt. Ein erwachsener Mann produziert täglich etwa 6 mg des männlichen Geschlechtshormons, wobei nur ein geringer Teil des Hormons ins Blut gelangt. Die Halbwertzeit des Testosterons beträgt etwa 12 Minuten. Es muss also ständig neues Testosteron hergestellt werden, um einen gleichbleibend hohen Hormonpegel zu gewährleisten.

Hormonmangel
Schwere körperliche Arbeit oder Hochleistungssport können die Hormonkonzentration kurzfristig senken. Dies führt jedoch in aller Regel nicht zu Problemen. Ab dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel kontinuierlich. Dieser Vorgang erstreckt sich beim Mann über einen langen Zeitraum. Mit jedem weiteren Jahr läßt die Hormonproduktion um etwa ein bis zwei Prozent nach, die individuelle Schwankungsbreite ist sehr groß, manche Männern zeigen auch in fortgeschrittenem Alter noch Hormonmengen wie ein Dreißigjähriger.

Viele Männer leiden drunter
Jeder fünfte Mann zwischen 60 und 80 Jahren leidet mit Symptomen an einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Testosteronmangel, aber nur wenige suchen deshalb einen Arzt auf. Ein ausgeprägter Testosteronmangel kann aber auch zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Osteoporose führen. Mit einer Hormonersatzbehandlung können solche Probleme vermieden werden.

Symptome
Es kommt zu Nachlassen des Geschlechtstriebes, Abgeschlagenheit und Lustlosigkeit. Die Libido schwindet ganz allmählich. Das muss gar nichts mit nachlassender Potenz zu tun haben. Man könnte zwar, aber man will eigentlich nicht. Der Körper verändert sich: Die Muskelmasse nimmt ab, dafür nehmen die Fetteinlagerung deutlich zu, der Haarwuchs wird langsamer, die Haut altert, wird blaß, fahl und faltig, die Hämoglobinproduktion ist herabgesetzt, in schwereren Fällen kann es zu einer Anämie (Blutarmut) kommen. Mit sinkendem Testosteronspiegel steigt das Risiko für Osteoporose. Mit zunehmendem Alter leiden aber auch immer mehr Männer unter dem schleichenden Knochenschwund, denn Testosteron spielt eine entscheidende Rolle im Knochenstoffwechsel. Die genannten Symptome können jedoch auch Ausdruck einer anderen ernst zu nehmenden Erkrankung sein. Krankheiten der Leber, der Nieren, des Kreislaufsystems oder Tumorerkrankungen im Gehirn können zu ähnlichen Beschwerden führen.

Behandlungsmöglichkeiten
Zur Messung des Testosteronwertes genügt eine einfache Blutuntersuchung. Wird eine erniedrigter Testosteronspiegel diagnostiziert, kann der gestörte Hormonspiegel durch die Gabe von Testosteron wieder ausgeglichen werden. Es wird immer natürliches Testosteron, wie es der Hoden selbst normalerweise produziert, verabreicht, kein "künstliches Hormon". Das Hormon kann auf verschiedene Arten verabreicht werden. Implantate aus reinem Testosteron werden in einem ambulanten Eingriff unter lokaler Betäubung in die Bauchdecke eingepflanzt und geben über einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten den Wirkstoff ab. Der Testosteronspiegel sinkt mit dem Auflösen des Implantats stetig ab, die alten Beschwerden können sich wieder einstellen, sobald Hormonspiegel unter das Normalniveau gefallen fällt. Testosteroninjektionen, die in zeitlichen Abständen in einen Muskel gespritzt werden. Sie erfolgen im Regelfall alle zwei bis vier Wochen. Nachteil: Nach Verabreichen der Spritze steigt der Testosteronspiegel steil an, gegen Ende des Wirkungszeitraumes fällt er aber genauso schnell wieder, was viele Patienten als unangenehm empfinden. Testosteron kann auch als ölhaltige Kapseln verabreicht werden. Nachteil: Es können Bauchbeschwerden auftreten, und die Kapseln müssen wegen der kurzen Halbwertszeit des Hormons dreimal am Tag eingenommen warden; der schwankende Testosteronspiegel wird als unangenehm wahrgenommen. Die transdermalen Therapie, das Hormonpflaster hat sich als angenehme Therapiemethode erwiesen, da der dadurch erreichte Verlauf des Testosteronspiegels weitestgehend den natürlichen Tagesschwankungen des Hormons entspricht. Es gibt sie als skrotale und nichtskrotale Pflaster. Nachteil beim nichtskrotalen Pflaster: Man muss bei dem nichtskrotalen Pflaster einen Alkohol verwenden, der die Haut für das Testosteron durchlässiger macht, was zu unangenehmen Hautreizungen führen kann.