Acht einfache Regeln zum Reanimieren

Schon lange diskutieren Notfallmediziner, wie die Überlebenschancen bei plötzlichem Kreislaufstillstand erhöht werden können. Ihr Schluss: Zwei Faktoren sind entscheidend, dass so wenige Patienten nach einer Reanimation überleben. Erstens vergeht zu viel Zeit, bis adäquat wiederbelebt wird. Zweitens ist eine Reanimation meist nur mit Defibrillation erfolgreich - und der kommt oft zu spät.

Daher wurde schon vor Jahren eine Studie gestartet, in der dem Bordpersonal einer US-Airline die Grundregeln der Reanimation und der Umgang mit Defibrillatoren beigebracht wurde.

Wissen zur Reanimation erhöht die Überlebenschancen
Das Ergebnis der Schulungsmaßnahme: 40 Prozent der Patienten überlebten einen Herz-Kreislauf-Stillstand (N Engl J Med 343, 2000, 1210). Im Vergleich dazu liegt die Rate der Patienten, die in Deutschland nach externer Reanimation und nachfolgender Einweisung das Krankenhaus lebend wieder verlassen, nur bei sechs Prozent.
Die Ergebnisse der Studie mit dem Flugpersonal wurden anschließend mit Bodenpersonal überprüft. Ein Ärzteteam schulte den Sicherheitsdienst von Kasinos in Las Vegas. Die Erfolgsquote: 53 Prozent der Patienten (56 von 105) überlebten. Wurde bereits innerhalb der ersten drei Minuten defibrilliert, lag die Quote sogar bei 74 Prozent (N Engl J Med 343, 2000, 1206). Fazit der Untersuchungen, die durch weitere Studien belegt sind: Frühe Defibrillation bei Reanimation erhöht die Überlebensrate.
Um die Überlebenschance durch effektive Ersthelfer-Maßnahmen in den ersten zehn bis 15 Minuten - bis zum Eintreffen eines Notarztes mit Defibrillator - zu erhöhen, wurden die Reanimationsleitlinien weiter verbessert.

Die wichtigste Aufgabe soll es nun sein, den Menschen in Deutschland die neuen Informationen zu vermitteln. Die niedergelassenen Hausärzte haben hier eine wichtige Funktion, denn in ihren Praxen sind die Risiko-Patienten - und auch deren Angehörige, die am dringendsten geschult werden müssen. 85 Prozent der plötzlichen Kreislaufstillstände passieren zuhause.

Crash-Kurs in 30 Minuten
30 bis 60 Minuten reichen aus, um die neuen Wiederbelebungs-Empfehlungen zu vermitteln. Das kann ganz einfach in Form von Gruppenschulungen in der Praxis passieren. Und, um ihren Liebsten im Notfall das Leben retten zu können, sind viele Menschen bereit, zehn Euro zu investieren. Das wäre die Summe, mit der der Arzt abrechnen könnte.

Acht einfache Schritte, die Leben retten können

  1. Sicherheit – das eigene Leben geht immer vor. (Denken Sie an dunkle Autobahnen)

  2. Ansprechbarkeit des Patienten - in den USA heisst das prägnant: “shake & shout” (schütteln und anschreien)

  3. Hilferuf – reagiert der Patient nicht, laut um Hilfe schreien. Kommt jemand zu Hilfe, kann derjenige den Notarzt verständigen und der Ersthelfer geht über zu

  4. Atemwege öffnen – Kopf des Betroffenen nach hinten überstrecken und Mund öffnen, indem das Kinn runtergezogen wird

  5. Atmung prüfen - Ohr über den Mund des Patienten halten, Richtung Brustkorb schauen. Dann können Sie sehen, hören und fühlen, ob der Betroffene atmet

  6. Notruf 112, wenn der Helfer glaubt, ein Kreislaufstillstand liegt vor, schnellstens die 112 wählen. Nur dann erhält der Betroffene die evtl. lebensrettende Defibrillation auf dem schnellsten Wege.(Auch wenn Sie den Patienten allein lassen müssen, ist es besser, als wertvolle Zeit durch wirkungslose Reanimationsversuche zu vertieren.)

  7. 30 Kompressionen – einfach in der Mitte des Brustkorbes etwa 100 Kompressionen

  8. 2 Beatmungen – wenn Sie sich trauen, ansonsten sind nur die Kompressionen besser als aus Ekel nichts zu tun
    Und denken Sie dran: Ihr Leben als Ersthelfer geht immer vor!

    Quelle: aerztezeitung.de