Badeunfälle auf Mallorca



TOD VOR MALLORCA, das ist so ein Titel, bei dem alle zusammenzucken. Hört sich doch sehr an nach Sensationspresse. Da werden die bedauerlichen Todesfälle an unseren Stränden wohl doch etwas dramatisiert. Verstehen Sie mich nicht falsch: ich will das gar nicht runterspielen, denn jeder Badeurlaub, der mit dem Tode endet, ist bestimmt eine persönliche Tragödie.

Aber es ist - immer - so: zum Ende der Saison häufen sich auf Mallorca leider die tödlichen Badeunfälle. Auch dieses Jahr sind innerhalb von rund zwei Wochen im September elf Menschen beim Schwimmen oder Tauchen im Meer ums Leben gekommen - acht der Opfer waren deutsche Touristen. Die Diskussion um mögliche Ursachen ist entbrannt.

Von Seiten der Presse werden die Sicherheitsvorkehrungen der örtlichen Behörden auf der Ferieninsel infragegestellt. Auch für Rollf Lüke, den Gründer und Vorsitzende der Organisation "Blausand.de", die sich für mehr Badesicherheit in Europa einsetzt, ist diese Zahl “unfassbar”.
Unfassbar ist das eigentlich nicht, denn es gibt mehrere mögliche Ursachen: z. B. zu wenige Rettungsschwimmer; so sind nach Lükes Auskunft, an manchen Stränden in der Nebensaison für 1500 Menschen nur zwei Retter zuständig.

Davon abgesehen sind aber auch die Rettungswege oftmals zu lang. Bei einem Notfall dauert es von der Alarmierung bis zum Eintreffen professioneller Hilfe manchmal bis zu einer halben Stunde; und das ist grade bei Ertrinkungsfällen viel zu viel Zeit.

Der zuständige balearische Rettungsschwimmerverband ist genauso besorgt. Sie verweisen aber darauf, dass die Bereitstellung von Rettungsschwimmern eine Angelegenheit der einzelnen Gemeinden ist. Und in diesem Zusammenhang kritisierten sie z.Bsp. die Regelung, nach der die Rettungsschwimmer in Hotels und an Stränden bereits um 18 Uhr Feierabend machen müssen, wo doch um diese Uhrzeit Schwimmbäder und Strände noch voller Touristen sind.

Dass es im September soviele tötlich verlaufende Badeunfälle gibt, ist relativ einfach zu erklären. In der Nebensaison sind es ältere Menschen, die auf die Insel kommen. Und die sind wegen etwaiger gesundheitlicher Vorschädigungen besonders gefährdet und können auf Risiken nicht so schnell reagieren. (Sechs der acht deutschen Todesopfer waren älter als 70 Jahre).
Unabhängig vom Alter gilt, dass sich nur die wenigsten Badegäste der Gefahren des offenen Meeres bewusst sind. Klar, man kommt zum baden in den blauen Fluten, wer informiert sich schon über etwaige Gefahren. Aber 80 Prozent der Badeunfälle gehen gerade im Herbst, wenn die Wetterlage instabil wird, auf sogenannte Rip-Strömungen zurück, die dem Opfer an scheinbar harmlosen Stränden im Wasser die Beine wegziehen und es aufs offene Meer hinausspülen können. Diese Strömungen entstehen, wenn die Wassermassen, die der Wind an den Strand bringt, beim Zurückfließen ins Meer von Felsen oder Sandbänken abgelenkt werden und dadurch einen gewaltigen Sog bilden.

Wer in eine solche Unterströmung gerät, sollte auf keinen Fall dagegen ankämpfen, sondern nur versuchen, seitlich davon parallel zum Strand wieder herauszukommen. Das klingt ganz einfach, ist es auch, wenn man nicht in Panik gerät. Habe ich alles schon am eigenen Leibe erlebt mit einem (fremden) Kind, was nur “Seepferdchen” hatte, an der Hand und dessen panischer Mutter daneben. Und wir kamen nicht ohne fremde Hilfe raus. Das sass tief, für Jahre, bei allen Beteiligten. Als “Insulaner” lernt man dann glücklicherweise ein paar “Tricks”.

Auf jeden Fall fehlt bei aber bei unkundigen Badegästen oft der Respekt, vor dem Meer, vor den Rettungsschwimmern, vor der roten Fahne und vor dem eigenen nur mittelprächtigen Gesundheitszustand. Und da kann man dann wirklich nur noch appellieren an den Verstand, den die meisten von uns doch eigentlich haben.
Quelle: aerztezeitung.de