Das menschliche Herz schlägt beim Erwachsenen jeden Tag etwa 100'000 mal – normalerweise völlig unbemerkt. Gelegentlich kann unser Herz jedoch "klopfen", "stolpern", "rasen" oder aber "Pausen" oder "Aussetzer" machen. Solche Unregelmässigkeiten des Herzrhythmus können als unangenehm und beängstigend empfunden werden. Medizinisch spricht man von "Palpitationen" (lateinisch: Zuckungen). Herzstolpern oder -klopfen bedeutet jedoch nicht, dass wirklich Herzrhythmusstörungen vorliegen. Nicht selten handelt es sich um eine veränderte Wahrnehmung eines noch normalen Herzschlages (z.B. Herzklopfen bei Aufregung oder aus Freude).
Extraschläge (mediz. Extrasystolen) entsprechen einer vorzeitigen elektrischen Erregung des Herzens. Da das vorzeitig erregte Herz sich nicht ganz mit Blut füllen kann, fällt die Pulswelle schwächer aus und ist deshalb nicht oder nur schwach spürbar. Nach dem vorzeitigen Schlag kommt es zu einer entsprechend längeren Pause, was als Aussetzen empfunden wird. Wie der einzelne Mensch diese Herzstolpererverspürt, ist jedoch individuell sehr unterschiedlich.
Extrasystolen sind häufig und glücklicherweise oft harmlos, insbesondere sofern sie selten und nur vereinzelt auftreten und keine andere Herzkrankheit besteht. Extraschläge können jedoch auch Hinweis auf ein echtes Problem am Herzen oder Begleitsymptom einer anderen Krankheit sein. So können ein langjährig erhöhter Blutdruck, ein Herzklappenfehler, ein durchgemachter Herzinfarkt, eine Herzmuskelentzündung oder seltener auch vererbte Herzmuskelerkrankungen zu Herzrhythmusstörungen führen. Die Häufigkeit der unterschiedlichen Formen und Ursachen von Herzrhythmusstörungen sind je nach Alter ganz unterschiedlich. Extraschläge können in den Vorhöfen (supraventrikulär) oder in den Kammern (ventrikulär) entstehen, was bezüglich ihrer möglichen Gefährlichkeit Bedeutung haben kann. Tritt Herzstolpern häufig, lang anhaltend auf und bestehen gleichzeitige Beschwerden wie Schwindel, Atemnot, Brustschmerzen oder sogar Bewusstseinsstörungen, besteht Handlungsbedarf!
Um Herzstolpern abzuklären braucht es eine ausführliche ärztliche Befragung, eine körperliche Untersuchung und die Aufzeichnung einer Herzstromkurve (EKG). Bereits mit diesen einfachen Massnahmen kann oft zwischen einer harmlosen und potentiell gefährlichen Situation unterschieden werden. Ziel von weiterführenden Untersuchungen, für die der Beizug eines Herzspezialisten nötig wird, ist es einerseits den Zusammenhang von bestehenden Beschwerden mit effektiven Herzrhythmusstörungen zu beweisen und andererseits eine Herzerkrankung als Ursache von Rhythmusstörungen zu suchen oder auszuschliessen. Dazu wird z.B. eine Langzeit- oder ein Ereignis-EKG Aufzeichnung durchgeführt. Dies geschieht mit kleinen tragbaren Geräten, welche über Klebe-Elektroden auf der Haut den Herzrhythmus lückenlos über 24 h oder vom Patienten bei Beschwerden ausgelöst aufzeichnen). Der Einsatz der seit kurzem verfügbaren „Herz-Handys“ beschränkt sich auf spezielle Situationen. Mit einem Belastungs-EKG kann der Herzrhythmus unter körperlicher Belastung auf einem Fahrrad oder einem Laufband überprüft werden. Die Ultraschall-Untersuchung des Herzens erlaubt unter anderem die Feststellung von Herzklappenfehlern oder einer gestörten Pumpfunktion des Herzens. In einigen Fällen können auch aufwändigere Untersuchungen sogar mit Krankenhausaufenthalt („Herzkatheter“) notwendig werden.
All diese Abklärungen geben Aufschluss über die Art der Herzrhythmusstörung und ob eine zu Grunde liegende Herzkrankheit besteht. Abhängig vom Resultat wird der Patient über die Bedeutung seiner Beschwerden und eine allfällig nötige Therapie aufgeklärt. Eine Behandlung kann Medikamente oder auch operative Eingriffe bedeuten (z.B. Herzschrittmacher oder Ablation, d.h. Verödung am Herz mittels Katheter). In vielen Fällen ist jedoch gar keine Behandlung nötig und der Patient kann beruhigt werden.
Zusammenfassend kann Herzstolpern normal respektive harmlos oder aber Symptom und Warnsignal einer bedeutsamen Herzkrankheit sein. In jedem Fall sind Herzrhythmusstörungen Ernst zu nehmen und erfordern eine sorgfältige Abklärung in Zusammenarbeit zwischen Patient, Hausarzt und Herzspezialisten.