Telemedizin für Brandenburg


Telemedizin hat in Deutschland bisher noch nicht so den grossen Durchbruch erfahren. Deutschland ist aber auch nicht Australien, und ein so dichtbesiedeltes Land ist bisher auch mit Arztpraxen und Krankenhäusern gut versorgt gewesen. Bis sich seit geraumer Zeit ein Ärztemangel in ländlichen Gebieten bemerkbar gemacht hat, der sich jetzt erwiesenermassen auf die ärztliche Versorgung der Bevölkerung auswirkt. So eine Gegend ist Brandenburg.

Die Wege zum Facharzt oder zum Krankenhaus sind weit geworden in Brandenburg. Eine Konsequenz dieser Entwicklung ist auch die negative Spitzenposition Brandenburgs der Herzinfarktsterberate.

Aber in dem Bundesland mit der geringsten Dichte von Kassenärzten steht jetzt wohl ein Umbruch bevor. Ein telemedizinisches Grossprojekt soll nun deshalb gestartet werden. Das Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus und das Städtische Klinikum Brandenburg/Havel werden dabei gemeinsam mit niedergelassenen Hausärzten und Kardiologen ab Herbst 2011 bis zu 500 Hoch-Risikopatienten mit chronischer Herzinsuffizienz telemedizinisch betreuen. 

Die Patienten erhalten dafür diagnostische Geräte, die kabellos per Datenleitung wichtige Vitaldaten automatisch an die Telemedizin-Zentren der beiden Kliniken liefern. EKG, Infos zu Sauerstoffsättigung und Blutdruck, auch Angaben zu Befunden und Medikamenteneinnahme der Patienten werden in einer elektronischen Patientenakte im Telemedizinzentrum gespeichert. Rund um die Uhr können die übermittelten Daten bearbeitet werden. Wenn sich kritische Zustände abzeichnen, informieren die Telemediziner die Patienten und ihre niedergelassenen Ärzte. Die am Projekt beteiligten Hausärzte und Kardiologen erhalten die diagnostischen Daten bereits vor dem Patientenbesuch.

Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Die Linke) ist stolz über die Vorreiterrolle Brandenburgs in der Telemedizin. "Gerade im ländlichen Raum Brandenburgs erhoffe ich mir wichtige Impulse für die gesundheitliche Versorgung", sagte sie. Frau Tack hat sich schon länger für die Telemedizin ausgesprochen und erhofft sich dadurch viel für die Sicherung der Versorgung in ihrem Bundesland.

Finanziert wird das Projekt aus dem „Konjunkturpaket II“ mit 1,53 Millionen Euro. Die Infrastruktur kommt von der Telekom und Getemed Medizin- und Informationstechnik. Partner des telemedizinischen Versorgungsprojekts auf Krankenkassenseite ist die AOK Nordost. Sie hat mit den Kliniken einen Vertrag der Integrierten Versorgung (IV) über die Telemedizinleistungen geschlossen, der das bestehende Programm "Curaplan HerzPlus" zur Versorgung von herzkranken AOK-Patienten ergänzt.

Telemonitoring kann allen Seiten Vorteile bringen: Doppeluntersuchungen werden unnötig und dem Patient können Krankenhausaufenthalte erspart werden. Die Kliniken verweisen auf vorangegangene Telemedizinprojekte. Diese hätten gezeigt, "dass wir mit einer lückenlosen Diagnostik ansonsten häufig auftretende Komplikationen bei Herzschwäche-Patienten vermeiden können", sagt Chefarzt Professor Michael Oeff vom Städtischen Klinikum Brandenburg/Havel.

In der geplanten Größenordnung ist das Projekt deutschlandweit bislang einmalig. Für die Deutsche Telekom bedeutet es ein Meilenstein der Telemedizin in Deutschland und bei Getemed ist man gespannt, wie es gelingt, die technischen Möglichkeiten im medizinischen Alltag zu nutzen.

Auch wir in unserer Praxis hier auf der Insel haben seit Jahren mit Telemedizin in Zusammenarbeit mit der Firma Vitaphone gute Erfahrungen. Deshalb können wir den Beteiligten nur Erfolg wünschen und den Patienten versichern, dass dieser Service viel Gutes zu ihrem körperlichen und seelischen Befinden beitragen wird.
Quelle: aerztezeitung.de