Eines der
Lieblingsthemen der Filme von Woody Allen, welches mich immer wieder amüsiert
und mit welchem ich mich identifizieren kann ist die Verhöhnung derer, die rennen und rennen und
rennen.....durch den Central Park....durch den Riverside Park...durch das Leben
und das mit einem Ausdruck von Tragik, Elend und Qual fast wie zwischen Leben
und Tod.
Schritte werden
in Kalorien und Kalorien in Zentimeter auf der Hüfte umgerechnet.
Mehr als das sie
rennen, schleppen sie sich. Wie diese enormen Seelöwen, die sich auf Feuerland
oder Sandwich-Island in der Sonne aalen. Sie sehen aus wie Bussgänger
an Karfreitag mit dem Unterschied, dass sie nicht die purpurfarbene Kutte
anhaben, die auf den Prozessionen in Muro zu sehen sind, sondern sie werfen
sich in teilweise merkwürdig anzusehende Sportkleidung und Sportschuhe, die
immer mehr aus Air, Micro und Hightech Material bestehen. Sie kasteien sich
nicht selbst, aber die Leiden sind sehr ähnlich.
Natürlich , Kino
und dann noch Regisseure wie Woody Allen neigen zur totalen Übertreibung.
Aber sind die
Beispiele nicht teilweise Karikaturen einiger Extremisten , die sich der
Religion der Körperkultur wie hörig unterwerfen? Und das Glück sich bei den
allmorgendlichen Läufen in freier Natur oder auf dem Laufband bzw Indoorcicle,
bei den man nicht mal einen Zentimeter weiterkommt, zu sehen, hat auch nicht
jeder. Täten sie es einmal ganz objektiv und emotionslos wäre es
wahrscheinlich, dass sie über sich selbst schmunzeln würden. Mit verschwitztem aber teuren Markensweater, nach
Luft ringend, prustend, das Gesicht wie im Todeskampf verzerrt, aber auf jeden
Fall durchhalten.
Genauer
betrachtet, die Meisten, denen ich frühmorgens oder spätabends begegne, oder
auch beim Vorbeigehen an den riesigen Fenstern der Fitnesstudios... so richtig
begeistert sieht da keiner aus.
Die Einzigen, die
wahrscheinlich glücklich beim Rennen und Laufen sind, sind die Kinder, die auf
der Strasse spielen und vielleicht noch die Hundertmeterläufer. Alles, was über
die achthundert Meter hinausgeht und wenn es auch eine Goldmedaille geworden ist,
endet mit einem tragischen Gesichstausdruck. Lachen, aber mehr der Versuch, die
erlittenen Strapazen und den Schmerz zu verdecken. Und wenn die
Hochleistunssportler so sehr leiden, wie dann erst die Frauen in den
Sportstudios, oder die Frühaufsteher, die zwischen gähnenden Kindern hindurch
rennen, die auf den Schulbus warten.
Und für was?
Keine Goldmedaille, keine Landeshymne vor vollem Stadion und vielleicht noch
Millionen vor dem Fernseher.
Nein.
Eine
Plastikflasche mit Wasser und das Freundinnen, Partner, Ehemann oder Kinder sie
nicht als dick bezeichnen. Weil es gibt nichts unbarmherzigeres,
erbarmungsloseres, schonungsloseres, rücksichtsloseres, ja fast
unmenschlicheres als den Ehemann. Da reicht schon ein Blick.
Verdient eine
Frau ihr Brot mit ihrem Körper und erhält ein angemessenes Gehalt, dann schon.
Verständlicherweise
verbringt sie einige Stunden im Fitnesscenter. Wie als wenn ein Pianist mehrere
Stunden Tonleitern rauf und runter spielt. Kein Vergnügen, muss aber sein.
Beruf ist Beruf. Aber sich all diesen Qualen unterwerfen, nur um einen meistens
nicht mal annähernden ähnlichen Körper zu haben wie all die Stars und
Sternchen....
Viele sagen, sie
machen es aus gesundheitlichen Gründen. Aber die teilweise extremen Übungen
sind nicht mehr gut für den Körper. Die meisten Sportarten, wenn sie mit übertriebenem
Eifer betrieben werden, gehen auf die Gelenke, Knie,Rücken.... Und was nutzt es
einen Astralkörper zwischen zwanzig und vierzig zu besitzen, aber von da an mit
beginnenden Schmerzen im Rücken, Knien oder anderen Gelenke zu leben? Also
wirklich für die Gesundheit? Die Medizin spricht schon von Krankheiten im
Zusammenhang mit dem Wahn Körperkult.
Ortorexie: Die Besessenheit
sich gesund zu ernähren.
Vigorexie: Die Besessenheit
nach mehr Muskelmasse.
Diabulimie:
Besessene Abneigung der Kohlehydrate, die zum Tod führen kann.
Sadorexie:
Zufügen von körperliche Strafe im Falle übermässigen Essens ( Der Vergleich mit
den Bussgängern an Karfreitag hinkt also doch nicht).
All diese
Möglichkeiten ohne die Frauen erwähnt zu haben, die sich nicht nur Stunden im
Fitnesstudio abrackern, sondern dazu auch noch zu irgendwelchen Pillen greifen,
um abzunehmen.
Wie einfach war
es doch Frau zu sein zu Zeiten vom Leonardo da Vinci und Miguel Angelo oder
noch besser in üppigen Zeiten und Kurven eines Rubens, Rembrandt, etc.
Es ist schon
erstaunlich wie viele Frauen sich mit Hingabe der „Aufgabe“ verschreiben den
perfekten Körper zu erarbeiten und zu erhalten.
Perfekt nach
welcher Vorgabe? Ist es nicht eher so, dass gerade der Mensch eine der
wahrscheinlich vielfältigsten Arten
dieser Erde ist? Ohne Zweifel , für die Suche nach dem schönen- meist zu
dünnen- Körper findet sich eine Erklärung. In den letzten Jahrzehnten sind die
Frauen Hörige der erbarmungslosen Diktatur einer handvoll Modedesigner, die aus
Mangel an eigenen Kurven das kurvenfreie Modell weiblicher Schönheit erschufen.
Frauen, die mehr an einen Kleiderbügel als an die einstige Rippe Adams
erinnern. Seit der Erschaffung der Hâute Coiture, Modeschöpfung und Laufstege
in Paris und Milan, sind sie Opfer eines Schönheitsideal, welches sehr schwer
bis eigentlich gar nicht zu erreichen ist und dies auf Grund irgendeines
Fanatikers der Abbildungen von El Greco und den Skulpturen von Giacometti.
Zum Glück sind
nicht alle Frauen in die Falle getappt. Natürlich, auch sie treiben vielleicht
Sport. Aber mehr aus Freude an der Bewegung, eine Stunde im Fitnesscenter,
laufen oder schwimmen. Meist treffen sie Verabredungen mit Freundinnen, um
gemeinsam zu trainieren. Sie essen ausgewogen, verkneifen sich aber nicht jeden
Genuss von Schokolade, das eine oder andere Stück Torte. Für sie ist ein
kleiner Michelin kein Weltuntergang, sondern eben nur ein Zeichen ihrer
Weiblichkeit... natürlicher Weiblichkeit. Sie wissen, dass sie gut aussehen,
weil sie wissen, das ein Grossteil der männlichen Menschheit nicht so idiotisch
ist, sich an einem auf und in Zeitschriften abgelichteten Ideal zu orientieren,
zumal klar ist, dass diese Körper nicht nur Resultat von Diäten und hartem
Training ist, sondern auch dem guten alten Photoshop zu verdanken sind.
Bewundern und
geniessen wir doch all diese verschiedenen Frauentypen. Von Modigliani bis
Tiziano; hin bis zu Marilyn Monroe, die logischerweise keinen Zutritt zum
Laufsteg eines Lagerfeld oder Versace hätte, noch auf einem Werbeplakat für ein
Fitnesstudio abgelichtet wäre.
Es sei denn sie
bekäme ein Bodyshaping per Photoshop.