Zu den
Paradoxien der heutigen Zeit gehört, dass ärmere Menschen häufig übergewichtig
sind – was allerdings nicht bedeutet, dass sie genug zu essen haben. Auch in Deutschland steigt gegen
Monatsende die Nachfrage bei den Mittagstischen der karitativen Organisationen.
In den USA ist die Situation gravierender. In einem von sieben Haushalten kommt
es regelmäßig zu Engpässen in der Nahrungsmittelversorgung, berichtet Hilary
Seligman von der Universität von Kalifornien in San Francisco. Am Monatsende leiden viele
Hunger.
Aus
diabetologischer Sicht wäre gegen regelmäßige Fastentage nichts einzuwenden.
Diabetespatienten sollten dies jedoch unter ärztlicher Kontrolle machen und
dabei den Blutzucker kontrollieren und die Medikation anpassen. Diese Bedingungen sind bei den
unfreiwilligen Fastentagen von Diabetikern, die unter prekären
Lebensverhältnissen leben, nicht gegeben.
Die Folge
ist ein Anstieg der Notfallaufnahmen wegen Hypoglykämien, die Seligman in einer
Analyse der Krankenhausstatistiken des Staates Kalifornien nachweisen kann. Die
Krankenakten enthalten zwar keine Angaben zum Einkommen. Aufgrund der starken
Bevölkerungssegregation nach Einkommensschichten liefert die Postleitzahl
jedoch gewisse Hinweise.
Unter Diabetikern aus ärmeren Wohnquartieren kommt es in der
letzten Woche des Monats zu einem Anstieg der Krankenhauseinweisungen aufgrund
von Hypoglykämien um 27 Prozent. Ein ähnlicher Anstieg war bei Diabetikern aus besser situierten Orten
nicht erkennbar. Für Seligman ist dies ein Hinweis darauf, dass materielle Not
sich negativ auf die Gesundheit auswirkt.
Quelle: Deutsches Ärzteblat