Goji-Beere und VKA interagieren


Vitamin-K-Antagonisten, auch unter dem Synonym Cumarine bekannt, (VKA)  sind in Deutschland zurzeit als Marcumar® und Coumadin® zugelassen.

Die Einstellung der Patienten auf die Vitamin-K-Antagonisten muss individuell erfolgen und kann mit Compliance-Problemen einhergehen. Die Behandlung erfordert eine regelmäßige Überwachung der Gerinnungsneigung des Blutes.
Die dauerhafte Stabilisierung der Blutgerinnung im therapeutischen Bereich kann dabei durch viele Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln erschwert werden.

Zu den Nahrungsmitteln, die vermutlich über eine Wechselwirkung in der Leber die Wirkstoffkonzentration von Vitamin-K-Antagonisten dramatisch erhöhen können, zählt auch die Goji-Beere, die zunehmend in Nahrungsergänzungsmitteln zur Stärkung des Immunsystems und für andere gesundheitliche Wohltaten angeboten wird.

Der Gemeine Bocksdorn (Lycium barbarum, synonym: L. halimifolium) ist ein Nachtschattengewächs (Solanaceae) aus der Gattung der Bocksdorne (Lycium). Die Pflanze ist ein Neophyt und wird auch Gemeiner Teufelszwirn, im englischsprachigen Raum Goji oder Wolfberry genannt.

Sie wird als Zierpflanze verwendet und ist Bestandteil der chinesischen Küche und der traditionellen chinesischen Medizin. Die Beeren enthalten Antioxidantien, Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Eiweiße, Mono- und Polysaccharide, Lutein und Zeaxanthin, das gut für die Augen ist. 

Traditionell nehmen die Chinesen getrocknete Bocksdornbeeren ein gegen hohen Blutdruck und Blutzucker, bei Augenproblemen, zur Unterstützung des Immunsystems und zur Vorbeugung und Behandlung von Krebs.

Als Einzeldosierung werden 6 bis 15 Gramm der getrockneten Beeren als Absud oder als Tinktur angegeben.Sie werden auch zunehmend in Europa vermarktet, zum Beispiel als Tabletten, Tee, Saft oder in Marmelade. Die Frucht kann Allergien auslösen. Es bestehen diverse Kreuzreaktionen und hohes Sensibilisierungspotential.

Das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) veröffentlicht im Internet vier Spontanberichte z.B. bei einem 77-jährigen Mann (Marcumar®-Patient) aus Deutschland kam es nach täglichem Verzehr von 30 bis 50 Goji-Beeren über zwei bis drei Monate zu lebensbedrohlichen großflächigen Hautblutungen und mehreren Zentimeter großen Hämatomen.

Von ärztlicher Seite wurde eine wahrscheinliche Wechselwirkung zwischen dem Vitamin-K-Antagonisten und der Goji-Beere angenommen. Der Mechanismus dieser möglichen Wechselwirkung ist bislang noch nicht bekannt. 

Die Spontanberichte haben allerdingsdazu geführt, dass in den Produktinfos der Vitamin-K-Antagonisten der kanadischen Gesundheitsbehörde die Wechselwirkung mit Goji-Beeren bereits gelistet und eine Warnung diesbezüglich erfolgt ist.

Das BfArM empfiehlt Patienten, die Vitamin-K-Antagonisten einnehmen, keine Zubereitungen mit Goji-Beeren einzunehmen. Zur Ursachenabklärung bei plötzlicher INR-Erhöhung sollte unbedingt in der Anamnese nach dem Verzehr von Goji-Beeren gefragt werden.