Jeden Tag erkranken in Deutschland 700 Menschen neu an
Diabetes. Das bedeutet, wenn sich der Trend fortsetzt, wird sich die
Zahl der Diabeteskranken bei uns von heute etwa 7,5 Millionen bis zum Jahr 2030
auf 14 Millionen fast verdoppeln. Und das ist nach Ansicht der Experten eine
wahre Zeitbombe. Denn abgesehen vom schweren Leid der Betroffenen, würde diese
Tatsache das deutsche Gesundheitssystem pleite gehen lassen. Denn Diabetes ist
nicht nur das, sondern ist auch Herzinfarkt, Schlaganfall, Erblindung,
Amputationen… Nur, die Brisanz dieses Themas sei im Bewusstsein der Politik
noch nicht angekommen.
Die Möglichkeiten, dem etwas entgegenzusetzen,
erscheinen nicht besonders originell: die Fachleute setzen auf Prävention und
konsequente Therapie. Nur dann lasse sich das Ausmaß von Erkrankungen und
Komplikationen in den nächsten Jahren noch eindämmen.
Nun zieht das Wort Prävention in der Bevölkerung nicht
unbedingt wie die Eröffnung eines neuen Apple-stores. Und die Vermarktung von
Diabetes-Prävention ist wohl auch eine ganz andere Geschichte als die eines
neuen high-tech-Produktes. Deshalb setzen die Mediziner von “Patient Journey”,
eine Initiative der Charité Universitätsmedizin und dem Unternehmen Lilly auf
die Politik. Ausgerechnet die Politiker sollen nun mit Diabetes-Experten
zusammengebracht werden, um vordringliche Probleme zu diskutieren.
Dabei sollen solche Themen bearbeitet werden wie
Diabetes-Vorbeugung, Vermeidung fataler und kostenspieliger Folgeerkrankungen sowie
die Ausbildung der zukünftig notwendigen Zahl an Diabetologen. Damit könnte
dann ein “Nationaler Diabetesplan" gestartet werden.
Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der
CDU-Bundestagsfraktion, hat dafür ein positives Beispiel in Finnland gefunden.
Dort hätten sich Politik und Industrie zusammengesetzt, mit dem Ziel, z. Bsp. den
Salzgehalt in Lebensmitteln zu senken, um zum Beispiel die Inzidenz von
Hypertonie und Schlaganfall zu verringern. In der Bundesfraktion der Grünen
andererseits setzt man eher auf Mittel wie die Ampel-Kennzeichnung, um auf
hochkalorische Schritte hinzuweisen.
Alle möglichen Vorschläge gibt es für eine
aktualisierte Ernährungspolitik, nur ein einheitliches Konzept zu entwickeln
und durchzusetzen, wird wohl schwierig werden, da sich Parteien und Industrie
gegenseitig die Vorschläge zunichte machen.
Diabetologen wie Professor Thomas Danne aus Hannover
sehen noch ein ganz anderes Problem, was in der politischen Bearbeitung noch überhaupt nicht stattgefunden hat: das soziale Gefälle.
Wie so oft stellen sie fest: "Besserverdienende
wissen, wie man Adipositas und Diabetes vorbeugt; die anderen kriegen es aber
nicht hin". Und um Menschen vor ungesunder Lebensweise besser zu schützen,
setzt er sich zum Beispiel für die Besteuerung stark zuckerhaltiger
Lebensmittel ein, aber auch für Einschränkungen bei der Werbung für
Lebensmittel von Kindern.
Weiterhin fordert er die tägliche(!)Stunde Schulsport
oder auch Qualitätsstandards bei der Schulverpflegung, etwa ein Verkaufsverbot
zuckerhaltiger Limonaden in Schulen. Dieselben Probleme und Chancen sieht er
aber auch in den Betrieben.
Aber noch fehlt nach Meinung der Verantwortlichen das
grosse übergeordnete Ziel, mit dem sie in der Bevölkerung arbeiten können. Wie z. Bsp. die gelungene Kampagne beim
Nichtraucherschutz. Die meisten von uns werden sich erinnern: Rauchen war viele
Jahre völlig akzeptiert, sogar in der Schule (oh, ja, eine offizielle Raucherecke
für die Schüler hatten wir auch, gleich neben der Turnhalle!). Noch vor 20
Jahren war Nichtraucherschutz in Betrieben eine verspinnerte Lachnummer oder die
Vorkämpfer bekamen auch mal richtigen Ärger. Doch mit den heutigen Regelungen
haben sich die Raucher in den Betrieben schon um zehn Prozent reduziert.
Mein Fazit: Wenn Sie zu denjenigen Menschen gehören,
die sich nicht so richtig gern auf Politiker verlassen – tun Sie einfach selbst
was. Informationen gibt es genug beim Arzt, im Netz, etc.
Quelle: aerztezeitung.de