Bluthochdruck? Dann gehen Sie doch zum Friseur!


Ein Hoch auf alle Friseure dieser Welt? Traditionell und bis in die Neuzeit konnten Friseure immer mehr als Haareschneiden. Auch um die Gesundheit der Kundschaft haben sie sich gekümmert. Friseur, Barbier und Bader, dann Hühneraugenschneider, Wundarzt und nicht zuletzt Zahnarzt. Ein regelrechtes Multitalent also.

Der amerikanische Forscher Dr. Ronald Victor aus Dallas und ein paar Kollegen kamen wohl deshalb auf die Idee, den Friseursalon auch für die Hypertonie-Kontrolle zu nutzen. Wie in vielen anderen Ländern ist auch in den USA der "barbershop" für viele Kunden gleichzeitig eine "kulturelle Institution" und ein Ort, an dem sich in gemütlicher Umgebung angenehm über alle mögliche Themen plaudern lässt. Warum dann nicht auch über Bluthochdruck?

Für ihre Studie haben die US-Forscher insgesamt 17 von schwarzhäutigen Besitzern geführte Friseursalons in Dallas County ausgewählt, dazu noch 1022 ihrer treuen männlichen Stammkunden, alle afroamerikanischer Abstammung. Die Kriterien für die Kunden waren die Einnahme blutdrucksenkender Medikamente oder erhöhte Blutdruckwerte. Frag ich mich natürlich: Warum nur schwarzhäutige Kunden und Friseure? Sind weisse Kunden nicht so auf ein Schwätzchen aus oder weisse Friseure nicht so gesprächig? Wird hier leider nicht verraten!

Nun gut, die "barbershops" wurden dann in eine “Interventionsgruppe” und eine Kontrollgruppe geteilt. In der Kontrollgruppe erhielten die Kunden bei ihrem Friseurbesuch eine Standardbroschüre zu Fragen des Bluthochdrucks. In der Interventionsgruppe gab es für die Kunden dagegen zusätzlich zum Haarschnitt auch eine Blutdruckmessung gratis. Zudem sprach der Friseur regelmäßig das Thema Blutdrucksenkung an (Was der wohl seinen Kunden erzählt hat?) und animierte sie zu einem Arztbesuch, um weitere Gesundheitsfragen zu klären.

Zehn Monate lang wurden die Beobachtungen durchgeführt. In dieser Zeit stieg der Anteil der Kunden mit normalen Blutdruckwerten in der Interventionsgruppe von 33,8 Prozent auf 53,7 Prozent. Aber auch in der Kontrollgruppe wurde ein unerwartet hoher Anstieg beobachtet, und zwar von 40,0 Prozent auf 51,0 Prozent. Ein beachtlicher Erfolg insgesamt.

Skepsis ist natürlich angebracht, nicht wegen der Ergebnisse, sondern weil die Friseure und Teilnehmer u.a. finanzielle Anreize bekamen, bei der Studie mitzumachen, bzw. auch mal zum Arzt zu gehen. Also wissen wir jetzt immer noch nicht, ob und wie lange so eine ausser-ärztliche Beratung im Salon wirklich zu realisieren ist. Andererseits funktioniert ja auch in den USA das Prinzip: ein Bier für eine Blutspende. Wer weiss, vielleicht haben diese Initiativen wirklich mehr Erfolg als der weise Rat im weissen Kittel.
Quelle: aerztezeitung.de