Das nenne ich doch nun mal eine
wertvolle Statistik, die da in einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht
wird. Da wird ja eine Menge ausgesagt.
In Deutschland gibt es erhebliche regionale
Unterschiede in der medizinischen Versorgung.
1. So z. Bsp. wird Männern aus dem
Erftkreis sechs Mal seltener die Prostata entfernt als Männern am Bodensee.
2. Kaiserschnittgeburten im
Eifelkreis mehr als doppelt so häufig wie in der Stadt Chemnitz.
Aus Sicht der Bertelsmann Stiftung
ein interessantes Phänomen, denn viele Differenzen seien nicht durch regional
unterschiedliche Alters- und Geschlechtsstrukturen erklärbar.
Nicht sehr weit hergeholt ist
dann auch das Fazit: "Diese Unterschiede können ein Indiz dafür sein, dass
Patienten manchmal medizinische Leistungen erhalten, die sie eventuell gar
nicht benötigen", sagte Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Stiftung.
Nun will die Stiftung etwas für eine bessere, umfassendere Information der Patienten tun. Denn, um Veränderungen in diesem schiefen System zu bewirken, ist es notwendig, dass der Patient gut informiert wird. Das neue Internetportal der Stiftung "Faktencheck Gesundheit" soll Orientierungshilfen geben und die Transparenz erhöhen.
Auf diese Weise sollen Patienten
für diese Unterschiede sensibilisiert werden.
Bisher liefert das Portal
Informationen über 16 häufige Behandlungsgebiete wie Blindarmoperationen oder
Kniegelenk-Erstimplantationen. Bei Letzteren gibt es, je nach Region, gravierende
Unterschiede in der Op-Häufigkeit.
In Bayern wird
überdurchschnittlich häufig operiert
In vielen bayerischen Kreisen wird
überdurchschnittlich häufig operiert, bis zu dreieinhalb mal mehr als in den
Kreisen Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns, wo das absolute Gegenteil
zu beobachten sei. Auch in größeren Städten Deutschlands wird nur
durchschnittlich häufig operiert.
Die Gründe?
Jetzt geht es der Stiftung
natürlich auch erstmal darum, handfeste Gründe für die Abweichungen aufzuspüren.
Als mögliche Ursachen für die
regionalen Schwankungen kommen unterschiedliche Vertrags- und
Abrechnungsmodalitäten für ärztliche Leistungen in Betracht (aha!), weiterhin das
grundsätzliche Fehlen anerkannter medizinischer Leitlinien oder eine
individuell unterschiedliche Behandlung durch einzelne Ärzte.
"Ein interessantes Phänomen"? Ich würde sagen, eher unglaublich! Jeder bayrische Mann und jede Frau aus dem Erftkreis müssten dagegen jetzt auf die Strasse gehen. Und der Rest der Versicherten aus Solidarität gleich mit...In der Zwischenzeit empfehle ich, diese Seite der Stiftung, bevor Sie sich operieren lassen, mal zu studieren und vielleicht auch mal den Arztbesuch bei einem anderen Kollegen für die bewährte "zweite Meinung" in Betracht zu ziehen.
Quelle: aerztezeitung.de